Papst-Rücktritt: Wie es weiter geht
Kann ein Papst einfach zurücktreten? Das haben sich Millionen Katholiken in aller Welt gestern Mittag wohl gedacht. Er kann, auch wenn es hunderte Jahre keiner getan hat. Nach dem 28. Februar will sich Benedikt XVI., soweit man bisher weiß, in ein Kloster zurückziehen. Selbst enge Vertraute im Vatikan waren gestern überrascht. Heute haben sich die Vatikankenner in Rom wieder gesammelt und es ist es Zeit für Spekulationen, wie es weitergeht.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 12.2.2013
ORF-Korrespondentin Barbara Ladinser berichtet aus Rom.
"Ein Beispiel für alle"
"Eine historische, unerwartete und demütige Ankündigung" titelt heute die katholische Tageszeitung "Avvenire" und nennt damit alle Merkmale der in der jüngsten Geschichte einzigartige Entscheidung von Papst Benedikt XVI.
Ein Beispiel für alle, sagt der italienische Philosoph Massimo Cacciari am Abend im staatlichen Fernsehen: "Ich schaffe es nicht mehr, ich kann die Verpflichtung nicht mehr tragen, habe nicht mehr die Kraft für die großen Herausforderungen, darum trete ich zur Seite – das zugeben und nicht an der Macht kleben, das ist ein großes Beispiel."
Entschluss schon vor vielen Monaten gefasst
Schon vor vielen Monaten, schreibt die Tageszeitung des Vatikans "Osservatore Romano", habe Papst Benedikt seinen Entschluss gefasst, im Anschluss an seine Reise nach Kuba und Mexiko, die den 85-Jährigen über die Maße angestrengt hat. Es ist seine individuelle Entscheidung, unterstrich der Vatikansprecher, der Jesuit Federico Lombardi: "Wir haben alle – und dafür sind wir dankbar – gesehen, wie Papst Johannes Paul II. Jahre seiner Krankheit im tiefen Glauben als Papst gelebt hat, als Beispiel für alle Leidenden der Welt. Papst Benedikt ist für sich eben zu einem anderen Schluss gekommen."
Der ehemalige persönliche Sekretär des polnischen Papstes hat aus seiner Missbilligung keinen Hehl gemacht. Das Kreuz verlässt man nicht, urteilt Stanislaw Dziwisz.
Paspt will letzte Jahre in Stille und Gebet verbringen
Ab 28. Februar, 20 Uhr, wird Papst Benedikt wieder Kardinal Ratzinger sein. Er wird seine Wohnung im Vatikan räumen, sich während der Zeit des Konklave auf seinen Sommersitz Castel Gandolfo zurückziehen und anschließend in ein ehemaliges Nonnenkloster im Vatikan ziehen, um seine letzten Jahre, wie er erklärt hat, in Stille und Gebet zu verbringen.
Mit dem Pontifikat Benedikts endet auch die Amtszeit des Kardinalstaatssekretärs Tarcisio Berdone, des Regierungschefs im Vatikan und mit ihm gehen auch alle Minister. Berdone führt während des Interregnums allerdings die Geschäfte interimistisch weiter. Zum Konklave sind 117 Kardinale gerufen. Wer über 80 Jahre alt ist, wählt nicht mehr mit.