Homo-Ehe nimmt in Paris erste Hürde

Mit 329 gegen 229 Stimmen hat die französische Nationalversammlung für die Einführung der Homo-Ehe und das Recht auf Adoption durch gleichgeschlechtliche Paare votiert – dies nach Massendemonstrationen, wochenlangen öffentlichen Auseinandersetzungen und insgesamt 110 Stunden Debatten in der Nationalversammlung. Damit dieses Gesetz wirksam wird, muss Ende März auch noch die zweite Kammer des französischen Parlaments, der Senat, zustimmen.

Transparent mit Icons

(c) Laurent, EPA

Abendjournal, 12.2.2013

Aus Paris,

"Großes Gesetz"

Am Ende einer der hitzigsten Debatten der französischen Nationalversammlung der letzten Jahre und kurz vor der Abstimmung, war Regierungschef Ayrault persönlich ans Rednerpult getreten, um der Justizministerin, der leidenschaftlichsten Verfechterin des Gesetzes zu danken: Christine Taubiras Eloquenz ist der Stolz der Regierung und des ganzen Parlaments: Ich habe keinerlei Zweifel, dass dieses Gesetz eines der großen Gesetze unserer Republik bleiben wird. Die Ministerin selbst schloss mit der Bemerkung: Letztlich hat uns dieser Gesetzesvorschlag dazu gebracht, den anderen zu denken. Den anderen zu denken drückt, wie Levinas sagt, die ständige Sorge um den anderen aus – dies haben wir während dieser ganzen Debatte praktiziert.

Die konservative Opposition argumentierte bis zum Schluss vor allem gegen das Adoptionsrecht für homosexuelle Paare, die Regierung habe die Institution der Ehe als solche geschwächt, die Familie in Frage gestellt und den Rechten der Kinder Schaden zugefügt. Das Schlusswort des Sprechers der Konservativen: Machen sie die Zukunft Frankreichs nicht kaputt. Frankreich verdient einen anderen Gesetzesvorschlag.

Stimmt Ende März auch die 2. Kammer, der Senat, für das Projekt, wird Frankreich das 8. europäische Land sein, in dem die Homoehe zugelassen ist. 2001 waren die Niederlande das erste.