Gemmingen: Strukturveränderungen in Kirche unabdingbar

Die Ankündigung von Papst Benedikt dem Sechzehnten, am letzten Februartag zurückzutreten, löst in der römisch-katholischen Kirche weltweit eine Diskussion über Strukturveränderungen aus-
Die Kardinäle, die in den vergangenen zwanzig Jahren ernannt worden sind, gelten überwiegend nicht als reformentschlossene Gipfelstürmer, aber der frühere Leiter der deutschsprachigen Redaktion von Radio Vatikan Eberhard von Gemmingen sieht Strukturveränderungen der Weltkirche für unabdingbar.

Schnellschuss bei Papstneuwahl wäre schlecht

Der 76-jährige Jesuitenpater Eberhard von Gemmingen hofft, dass die wahlberechtigten Kardinäle kein Kurzkonklave mit einer übereilten Schnellschusswahl hinlegen: "Ich wünsche mir, dass das Konklave nicht in drei Tagen zu Ende ist. Dass man nicht ruck zuck einen Papst wählt, sondern dass sich die Kardinäle sehr gründlich austauschen." Die Kardinäle sollten die Möglichkeit nutzen, sich einmal gründlich und lange genug hinter verschlossenen Türen, über die Situation der Kirche rund um den Globus auszutauschen. Er schätzt aber die Wahrscheinlichkeit, dass es diesmal sehr schnell gehen wird, als sehr groß ein.

Pro Dezentralisierung

Eberhard von Gemmingen spricht sich für eine Strukturreform aus. "Die katholische Kirche bräuchte eine große Dezentralisierung." So könnte viel mehr in den Ortskirchen und in den Diözesen von den Bischöfen entschieden werden. Seiner Meinung nach, würden zu viele Entscheidungen über vatikanische Schreibtische laufen. Eine solche Strukturreform wäre dringend notwendig, wenn auch eine Herkulesaufgabe. Er könnte sich vorstellen, dass das auch Benedikt so gesehen hat und das deshalb seinem Nachfolger überlassen wollte.

Morgenjournal, 13.2.2013

Judith Fürst