Bruder des Papstes zeigt Verständnis
Mit 28. Februar, 20.00 Uhr, ist der Papst kein Papst mehr, sondern nur noch ein Kardinal im Ruhestand. Gestern haben viele Expertinnen und Experten versucht, die Hintergründe auszuloten und herauszufinden, wer informiert war und wie es jetzt im Vatikan weitergeht. Heute gab es Informationen aus erster Hand - von Georg Ratzinger, dem Bruder des Papstes. Er war schon vorher eingeweiht.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 12.2.2013
Aus Deutschland, ORF-Korrespondent
Als einziger eingeweiht
Er weiß, wovon er redet, wenn von der Last der Jahre und den Mühen des Alters die Rede ist. Georg Ratzinger ist der ältere Bruder von Papst Benedikt, er führt den Titel Monsignore und ist päpstlicher Ehrenprälat. Lange Jahre hat der die Regensburger Domspatzen geleitet, den weitum bekannten Knabenchor. Heute sitzt er in einem Ohrensessel, eingekreist von Journalisten und Kamerateams, und äußert aus eigener Erfahrung volles Verständnis für die Entscheidung seines Bruders.
Als einer von ganz wenigen Menschen war Georg Ratzinger im Voraus eingeweiht in den Ratschluss seines Bruders, des Papstes. Wenn er Bilanz ziehen soll über die Amtszeit von Benedikt dem Sechzehnten, da nennt er als erstes dessen Reisen in alle Welt, die hätten viel zur Verständigung beigetragen. Er kommt aber auch auf die Schwierigkeiten zu sprechen, etwa mit den streng konservativen Piusbrüdern oder mit dem Kammerdiener, der sich als Dokumentendieb betätigte. Das Resümee fällt in der Gesamtschau milde aus: es seien bewegte Jahre gewesen. Mit Gottes Hilfe und seinem eigenen Einsatz hätte er es doch gut gemeistert.
Georg Ratzinger wird auch gefragt, ob es jetzt, da die katholische Kirche in Südamerika oder Afrika sehr stark vertreten ist, nicht auch Zeit für einen Papst wäre, der aus einer dieser Gegenden kommt, die Kardinäle aus Ghana oder Nigeria etwa gelten als mögliche Kandidaten. Georg Ratzinger sagt, im Prinzip ja, aber vielleicht noch nicht jetzt.
Ob sein Bruder noch als Schöpfer weiterer theologischer Werke hervortreten werden, wird Georg Ratzinger gefragt. Er hat seine Zweifel. Im Alter falle vieles schwieriger, der 89jährige Georg Ratzinger weiß, wovon er spricht.