Pferdefleisch-Skandal: Köfer kritisiert Kontrollen

Der Pferdefleisch-Skandal hat Österrreich erreicht. Wie das Pferdefleisch in die Produkte gelangt ist, weiß man noch nicht. Ein österreichischer Experte vermutet als Ursache für den Skandal zweierlei: Erstens sind die Kontrollen in der EU mangelhaft und zweitens ist der Preisdruck viel zu hoch.

Fleischtheke im Supermarkt

(c) Ber,DPA

Morgenjournal, 16.02.2013

Mangelnde Kontrollen

Der Druck, billige Lebensmittel zu erzeugen, dürfte ein Grund sein, für die Pferdefleischbeimengung, sagt Josef Köfer, Professor für öffentliches Veterinärwesen in Wien. Das Fleisch stamme wohl von alten und daher billigen Pferden. Diese Täuschung, dieser Betrug am Konsumenten sei möglich, obwohl in der gesamten EU genaue Schlachtkontrollen vorgesehenen seien. Köfer vermutet das Problem bei den Kontrollen bei Zwischenhändlern und Fertiggericht-Produzenten. Denn diese Kontrollen bei Zwischenhändlern machen die Firmen selbst und vermutlich sei da irgendwo Pferdefleisch beigemengt worden: "Das Grundproblem ist, dass möglicherweise nicht in allen Mitgliedsstaaten, diese Eigenkontrollen nicht entsprechend überwacht und kontrolliert werden durch die nationalen Behörden."

Pferdefleischhältige Tortelloni

Die in Österreich entdeckten pferdefleischhältigen Tortelloni mit der Bezeichnung Combino Tortelloni Carne stammen von einer Hilcona AG in Liechtenstein bzw. ihrer Tochterfirma Gusto GmbH in Deutschland. Von Hilcona heißt es, man verarbeite selbst kein Frischfleisch. Es müsse sich um fehlerhaft deklarierte und gelieferte Rohware eines Lieferanten handeln. Welche Firma aus welchem Land das sein könnte, wurde nicht bekannt gegeben.

Täuschung der Konsumenten

Veterinärmediziner Köfer kritisiert, dass die Täuschung der Konsumenten generell erleichtert werde, weil die Herkunft von Fleisch auf verarbeiteten Produkten in der EU nicht angegeben sein muss. Wo made in Austria draufsteht, muss bekanntlich nicht Fleisch aus Österreich drin sein: "Wir würden schon ganz gern wissen, wo kommt diese Rohprodukt, die Rohware her? Sind da dänische, belgische, italienische oder spanische Schweine drinnen oder österreichische?"

Genießbares Fleisch

Köfer geht aber derzeit davon aus, dass das in dem Tortelloni-Produkt gefundene und aus den Regalen genommene Fleisch durchaus genießbar wäre, auch wenn es von älteren Pferden stammt: "Es werden auch Milchkühe geschlachtet, es werden auch ältere Tiere geschlachtet, was ja gar nichts Schlechtes ist. Es besteht keine Gesundheitsschädlichkeit dabei und das ist eine sehr gute Entsorgung." Lidl bietet Käufern aber den Rückkauf an. Und europaweit dürften nun tonnenweise genießbare Lebensmittel vernichtet werden - in Deutschland ist etwa von gut 40.000 Lasagne-Packungen die Rede, die wohl in einen Ofen kommen, aber nicht zum aufbacken sondern zur Verbrennung als Müll. Ob das den Skandal weniger skandalös macht, ist Ansichtssache oder Geschmackssache.

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