Griechenland: Proteste werden leiser

Die Arbeitslosigkeit in Griechenland wird auch heuer steigen, und die Wirtschaft wird weiter schrumpfen. Trotz fast unbewältigbarer Probleme tut sich zumindest bei den Reformen in Griechenland etwas, berichtet der österreichische Handelsdelegierte Bruno Freytag bei einem Besuch in Wien.

Mittagsjournal, 22.2.2013

Stimmung etwas beruhigt

Es sind ziemliche Einschnitte, die die griechische Regierung in den nächsten Monaten durchsetzen muss. Bis Jahresende muss sie fast 25.000 Stellen im aufgeblähten Staatsapparat streichen, so verlangt es die EU. Trotzdem hat sich die Stimmung in den letzten Wochen und Monaten etwas beruhigt, sagt der österreichische Handelsdelegierte in Athen, Bruno Freytag. Selbst die Streiks seien zivilisierter geworden. "Es setzt sich vielleicht doch langsam auch das Bewusstsein durch, dass die geforderten Reformen tatsächlich notwendig sind."

Realistische Löhne

Realistische Löhne
Eine dieser Reformen betrifft die Lohnverhandlungen, und was die Griechen da machen, ist für österreichische Verhältnisse ziemlich radikal: Sie Kollektivverträge werden nicht mehr für eine ganze Branche, sondern für jedes Unternehmen einzeln ausgehandelt, dadurch wird die Position der Gewerkschaft geschwächt: "Man erhofft sich davon, das Lohnniveau besser an die Möglichkeiten der einzelnen Betriebe anzupassen und damit auch die Arbeitsplätze zu sichern."

Durchgriff bei Verstößen

Auch bei der seit Jahren grassierenden Steuerhinterziehung gebe es langsam Fortschritte, sagt der österreichischen Handelsdelegierte. Die neue Regierung in Athen sende erfolgreich die Botschaft aus, dass nicht mehr alles durchgeht: "Endlich wird durchgegriffen, sagen alle. Und dem kann man nur zustimmen, auch was die Bezahlung von Sozialversicherungsbeiträgen betrifft. Das wird nun endlich verfolgt, und die Bevölkerung ist darüber sehr froh."

Investitionen fehlen noch

Es wendet sich also langsam einiges zum Positiven in Griechenland. Die wirtschaftlichen Aussichten bleiben dennoch düster. Die griechische Wirtschaft wird heuer um weitere vier Prozent schrumpfen, die Arbeitslosigkeit könnte auf 30 Prozent steigen. Damit sich daran etwas ändert, braucht es dringend Investitionen aus dem Ausland, sagt Bruno Freytag. Die Hoffnungsgebiete, die er anspricht, sind bekannt: der Tourismus, erneuerbare Energien und die Landwirtschaft.