Pistorius auf Kaution frei

Der unter Mordverdacht festgenommene südafrikanische Paralympics-Sprintstar Oscar Pistorius kommt vorläufig frei. Nach mehrtägiger Anhörung hat der Richter in Pretoria Pistorius erlaubt, umgerechnet knapp 86.000 Euro Kaution zu hinterlegen. Es bestehe keine Fluchtgefahr.

Oscar Pistorius

(c) Str, EPA

Abendjournal, 22.2.2013

Keine U-Haft

Der südafrikanische Sprintstar Oscar Pistorius kommt auf Kaution frei und muss nicht in Untersuchungshaft. Das hat ein Richter in Pretoria entschieden. Pistorius steht unter Mordverdacht: Der beinamputierte Sportler, der mit spektakulären Sprints auf seinen Prothesen nicht nur bei den paraolympischen Spielen zahlreiche Medaillen geholt, sondern als erster behinderter Sportler auch an den regulären Olympischen Spielen teilgenommen hat, hat am Valentinstag seine Freundin, das Fotomodel Reeva Steenkamp erschossen. Pistorius beteuert, dass er sie in einem tragischen Versehen für einen Einbrecher gehalten hat.

Keine Fluchtgefahr

Fast zwei Stunden lang erörtert Richter Desmond Nair den Fall, viel länger als in Südafrika bei derartigen Entscheidungen üblich, für und wider wägt er ab, um schließlich den Gerichtssaal doch zu überraschen. Keine U-Haft für Oscar Pistorius also, sondern Freilassung auf Kaution - es ist das eine bei einem Mordfall durchaus ungewöhnliche Entscheidung. Umgerechnet 85.000 Euro muss der Sprintstar beim Gericht hinterlegen, auch seinen Pass muss er abgeben und sein Haus, wo er ja seine Freundin Reeva Steenkamp erschossen hat, darf er nicht mehr betreten. Die Begründung dafür, dass Pistorius nicht ins Gefängnis muss:

Es besteht keine Fluchtgefahr, und von Pistorius geht auch keine Gefahr für die Allgemeinheit aus, so Richter Nair. Dem ursprünglichen Chefermittler in dem Fall, Hilton Botha, der ja gestern ausgetauscht wurde, da er selbst des versuchten Mordes in 7 Fällen verdächtig ist, kritisierte der Richter: Officer Hilton Botha hat viele Fehler gemacht, er sei wichtigen Spuren nicht nachgegangen und habe seine Aussagen geändert.

Doch auch zur Aussage von Oscar Pistorius äußerste der Richter Zweifel: Warum habe sich Pistorius wissentlich in Gefahr begeben und sei dorthin gegangen, wo sich er den angebliche Einbrecher vermutet habe? Warum hat er auf die versperrte Toilette geschossen, ohne zu versuchen herauszufinden, wer drinnen ist? Und warum habe er nicht nachgesehen, wo seine Freundin ist?

Zugleich betonte der Richter aber auch, dass es nicht seine Aufgabe sei, über Schuld oder Unschuld von Pistorius zu entscheiden. Darum geht es erst im eigentlichen Prozess gegen den Sportstar, und der wird vermutlich nicht vor dem Sommer beginnen.