Pferdefleischprodukte für Bedürftige?
Europaweit wurden Tonnen von Lasagne, Tortelloni, Würsten und Kebab aus den Regalen der Supermärkte entfernt, weil in den Produkten nicht deklariertes Pferdefleisch gefunden wurde. Nun wird diskutiert, ob man das Essen an Bedürftige verschenken könnte. Aber so einfach ist das nicht.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 23.2.2013
Leider nein
Losgetreten hat die Diskussion der Schweizer-Konzern Hilcona. In Österreich ist in den Tortelloni dieses Konzerns Pferdefleisch gefunden worden. Hilcona hat ursprünglich überlegt, die zurückgenommenen Produkte an Bedürftige zu verschenken. Jetzt will man davon nichts mehr wissen. Die Stellungnahme der Pressestelle im Zitat: "Es wurden alle Möglichkeiten geprüft, was mit der zurückgezogenen Ware geschehen könnte. Weil die vom Gesetz geforderte Rückverfolgbarkeit der Fleischrohware in diesen Produkten nicht über die gesamte Lieferkette vollständig sichergestellt ist, kann Hilcona die Produkte leider nicht an Dritte abgeben."
Helfer skeptisch
Die rechtliche Lage in Österreich ist laut Gesundheitsministerium klar. Die Frage einer Weitergabe stellt sich nur, wenn die Produkte nicht gesundheitsgefährdend sind. Außerdem müssen die Voraussetzungen wie z. B. die Haltbarkeit den österreichischen Vorschriften entsprechen. Bevor sie weitergegeben werden, müssen die Produkte etikettiert und die Inhaltsstoffe korrekt deklariert werden. Dennoch würde man bei der Team Österreich-Tafel diese Produkte aber nicht ungeprüft annehmen. Man müsste sich den Einzelfall anschauen, sagt Koordinator Gery Fojtik vom Roten Kreuz: "Wenn der Verdacht besteht, dass die Kühlkette unterbrochen ist, können wir das nicht nehmen. Wenn das etwas ist wie Dauerwurst oder nicht gekühlt werden muss und such sonst dem Lebensmittelkodex entspricht und noch entsprechende Haltbarkeit hat, dann können wir das Bedürftigen in Österreich zur Verfügung stellen."
Überschuss ausgleichen
Sinn der Tafeln sei es nicht, schlechte Produkte weiterzugeben. "Denn eine Gesundheitsgefahr oder andere Malversationen können wir nicht auf die Bedürftigen übertragen. Was für reguläre Konsumenten nicht gut genug ist, ist auch für die Bedürftigen nicht gut genug. Da muss alles passen. Aber wenn ein Überschuss besteht, dann kann man den, wo ein Mangel besteht ausgleichen. Das ist ja der Sinn der Tafel."
Nicht ganz so streng ist Helmut Lutz, Geschäftsführer des Wiener Hilfswerks, das in Wien einen Sozialmarkt betreibt. Neue korrekte Etiketten würden reichen: "Wir sind froh, wenn wir Waren bekommen. Wesentlich ist aber, dass es ehrlich deklariert ist, was in einem Nahrungsmittel enthalten ist."
Ein Blick über die Grenzen nach Deutschland zeigt übrigens ein vergleichbares Bild. Dort hat ein CDU-Politiker vorgeschlagen, Lasange oder Gulasch neu zu etikettieren und an Hilfsorganisationen zu verschenken. Die Tafeln sehen das kritisch. Das deutsche Verbraucherschutzministerium hat außerdem darauf hingewiesen, es müsse lückenlos geklärt sein, woher die Zutaten stammen.
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