Wahlkampf in Niederösterreich
Am Sonntag wählen Niederösterreich und Kärnten ihre Landtage. In Niederösterreich haben 1,4 Millionen Menschen die Wahl zwischen neun Parteien. Spannung herrscht über die Frage, ob die absolute Mehrheit für Landeshauptmann Erwin Pröll und die ÖVP hält.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 25.2.2013
Katja Arthofer, Astrid Plank
Vier Kleinstlisten treten an - Piraten, Christen, Mutbürger und die KPÖ. Dann die vier schon jetzt im Landtag sitzenden Parteien ÖVP, SPÖ, FPÖ und Grüne und als Newcomer das Team Stronach. Frank Stronach, der in Niederösterreich höchstselbst die Liste anführt, obwohl er nachher nicht in den Landtag will - Stronach war im Wahlkampf der am lautesten hörbare Herausforderer von Landeshauptmann Erwin Pröll. SPÖ, FPÖ und Grüne wollen vor allem eines: Die absolute Mehrheit Prölls und seiner ÖVP brechen.
Stronach hat Pröll im Visier
Wahlkampfauftakt von Frank Stronach in der Donauhalle in Krems am Valentinstag. Schon beim Eingang begrüßt der Milliardär viele der Besucher persönlich, und egal, worum es geht, Stronach hört und stimmt zu.
Mit seiner neuen Partei will der Milliardär in den Landtag einziehen und die absolute Mehrheit der ÖVP brechen, als Spitzenkandidat fordert er Erwin Pröll direkt heraus, bei Gratis Würstel und Getränk lauschen die rund 1.500 Besucher Stronachs Angriffen auf den Landeshauptmann: er sei der größte Schmähtandler, der größte Schuldenmacher und der größte Verhinderer und er sage nicht die Wahrheit.
Den Besuchern gefällts. Stronach habe Ideen, man lasse sich überraschen.
Grüne: Land zugepröllt
Wahlwerbe- und Frühstücksaktion der Grünen am Wiener Stadtrand: Spitzenkandidatin Madeleine Petrovic verteilt Gebäck an vorbeihastende Fußgänger und Autolenker an der roten Ampel. Und sie wirbt für ein einheitliches Öffi-Ticket für Niederösterreich, um 365 Euro pro Jahr. Für jene, die eine Streckennetzkarte auch außerhalb Wiens brauchen, sei der öffentliche Verkehr einfach zu teuer, so die Argumentation.
Das ist das Grüne Wahlkampfthema Nr. Eins, die St. Pöltner Wohnbaugeld-Spekulationen sind ein anderes. Genauso wie die Absolute von Erwin Pröll, die auch die Grünen gerne brechen würden: das Wort ÖVP komme auf den Wahlkampfplakaten gar nicht mehr vor, das steh nur mehr Pröll, Pröll, Pröll. Das Land werde förmlich „zugepröllt“, ärgert sich Madeleine Petrovic auch über die Wahlkampflinie der Volkspartei.
FPÖ mit bekannten Themen
Um jede Wählerstimme kämpfen auch die Freiheitlichen. Am Freitagvormittag zum Beispiel in Horn - Bier und Würstelstand sind aufgebaut, im dichten Schneetreiben haben sich rund 100 Waldviertler versammelt, um Spitzenkandidatin Barbara Rosenkranz zu hören. Man jage nach jeder Stimme, um die Absolute zu brechen.
Um das zu erreichen, setzt Rosenkranz auf bekannte FPÖ-Themen: Heimatliebe und Kriminalität: es müsse ein Ende haben mit der Show-Politik, es sollte wieder Sicherheit geben, die Kriminellen sollten gar nicht erst ins Land kommen.
Bei den FPÖ-Sympathisanten kommt Rosenkranz unterschiedlich an. Sie sei eine nette Frau. Andere finden sie weniger gut als Spitzenkandidatin: sie sei schon ein paar Mal angetreten und habe nichts gerissen.
SPÖ vertraut Leitner
Groß legt es die SPÖ vergangenen Freitag an. 3.000 Menschen sind zum Fest für Josef Leitner in die Messehalle nach Wieselburg, eine halbe Autostunde westlich von St. Pölten gekommen. Es ist der Heimatort des Spitzenkandidaten.
Leitner fordert in seiner Rede Krabbelstuben im ganzen Land, genügend Ganztagsschulen und Seniorenheime. Und vor allem keine absolute Macht des ÖVP-Landeshauptmanns mehr.
Die Menschen im Saal, alle mit roten Schals, goutieren die Worte. Kritik, Leitner sei zu unauffällig und könne es im Auftreten nicht mit Landeshauptmann Erwin Pröll aufnehmen, wird entschieden zurückgewiesen: er sei ein offener ehrlicher Mensch, der sich traue den großen Herrn Paroli zu bieten.
ÖVP geschlossen hinter Pröll
Das sehen die Besucher in der Sporthalle in Langenlois naturgemäß ganz anders: als Niederösterreicher müsse man wissen, was man habe mit Erwin Pröll. Donnerstag 19.00: 900 ÖVP-Funktionäre und Sympathisanten warten auf den Landeshauptmann. Die Wartezeit wird wie in amerikanischen Wahlkämpfen verkürzt durch einen Entertainer. Eingeübt wird dabei eine für Pröll umgetextete Fußballhymne.
54,4 Prozent hat die ÖVP 2008 bekommen. Die absolute Mehrheit zu halten ist das große Ziel von Erwin Pröll. Und er weiß, dass alles an der Mobilisierung hängt. Er warnt davor, dass es kein Spaziergang werde. Nur die ÖVP stehe für Arbeit, Sicherheit und Klarheit, so Pröll, der vor allem Frank Stronach angreift. Dieser habe Niederösterreich als Sauhaufen beschimpft. „Dagegen setzten wir uns zur Wehr, Herr Milliardär.“
Bei den Besuchern rennt er damit offene Türen ein: Stronach sei ein Großmaul, mit nicht viel dahinter. Er solle besser in Kanada bleiben. Trotz der neuen Konkurrenz glauben viele hier, dass Pröll die Absolute hält. Ebenso viele sind aber skeptisch wegen der vielen Mitkonkurrenten.