Wie gefährlich sind Blutkonserven?

Eine Krankenhauspatientin ist durch eine Blutkonserve mit dem HI-Virus infiziert worden - das wurde gestern bekannt. Obwohl Spenderblut hierzulande stets genauestens kontrolliert wird, bleibt trotz aller Kontrollen ein geringes statistisches Risiko.

Morgenjournal, 1.3.2013

Tücke des "diagnostischen Fensters"

Das Risiko von einer Blutkonserve mit einem Virus angesteckt zu werden, sei heutzutage verschwindend gering, sagt der Labordiagnostiker Egon Marth von der Medizinischen Uni Graz. Doch bei jedem Virusnachweis gibt es ein sogenanntes diagnostisches Fenster. Das ist jener Zeitraum, in dem ein Patient bereits mit dem Virus infiziert ist, aber man kann die Infektion noch nicht nachweisen kann. "Das diagnostische Fenster kommt dadurch zustande, dass sich das Virus in Zellen versteckt. Und wir können das Virus erst dann erfassen, wenn das Virus praktisch im Blut ist bzw. weiter transportiert wird."

Genetischer Nachweis

Das Zeitfenster zwischen tatsächlicher Infektion und Nachweis sei im letzten Jahrzehnt sehr viel keiner geworden, sagt der Laborchemiker: Während es früher drei bis vier Wochen gewesen seien, spreche man heute von Tagen oder sogar nur Stunden. Denn heute wird jede Blutkonserve mit dem PCR-Test überprüft. Das ist ein spezielles Verfahren zum Nachweis von Viren im Blut. Mit dem Test kann man Viren nachweisen, auch wenn sie erst kurze Zeit im Blut und deshalb nur in kleinsten Mengen vorhanden sind. Der Experte erklärt das so: "Es wird die Nukleinsäure des Virus, also die genetische Information, vermehrt, bis sie in einen Bereich kommt, wo sie nachweisbar ist. Und wir weisen dann die genetische Information nach."

1 : 2,5 Millionen

Mit dem PCR-Test wird seit dem Jahr 1999 jede Blutkonserve überprüft, heißt es vom österreichischen Roten Kreuz Und auch wenn die Methode laut Laborchemiker Marth die derzeit zuverlässigste Methode sei - es werde immer einen kurzen Zeitraum geben, in dem eine Blutkonserve nicht rechtzeitig aus dem Verkehr gezogen werden kann. Das diagnostische Fenster könne kaum mehr kleiner werden, alle Möglichkeiten seien bereits ausgelotet.

Ein kleines Restrisiko, durch eine Blutkonserve mit HIV infiziert zu werden, wird es also wohl immer geben. Das ist aber unvorstellbar klein: Es liegt nämlich bei eins zu 2,5 Millionen, lauten offizielle Schätzungen. Im aktuellen Fall müsse sich der Spender kurz vor der Blutspende mit dem Virus infiziert haben, so die Annahme des Roten Kreuzes.