Die fantastische Welt von Oz

Unter dem Originaltitel "The wonderful Wizard of Oz" erschien im Jahr 1900 ein Kinderbuch des Schriftstellers L. Frank Baum, ein Märchenklassiker, der mittlerweile nicht nur zahlreich verfilmt wurde, sondern auch als Musikrevue, Musical oder Ballett zur Aufführung kam. Nun hat der durch seine Spiderman-Verfilmungen bekannte Regisseur Sam Raimi mit "Die fantastische Welt von Oz" eine Art Vorgeschichte zu L. Frank Baums Buch für das Kino inszeniert.

Morgenjournal, 7.3.2013

Wie ist der Zauberer überhaupt nach Oz gekommen? Die bekannteste Verfilmung von Victor Fleming aus dem Jahr 1939 gibt Auskunft in einer kurzen Andeutung: ein Ballon, ein Sturm, schließlich das Märchenland. Und genau hier beginnt die Geschichte von Sam Raimis Neubearbeitung des Stoffs. Anstelle der Traum-Reise eines kleinen Mädchens kämpft nun der Zauberer (James Franco) selbst gegen böse Hexen (Mila Kunis, Rachel Weisz). Als Magier auf einem Jahrmarkt in Kansas 1905 ist der Mann ein Experte für Tricks, doch noch mehr ein Schwindler, "ein selbstsüchtiger Charakter", meint Hauptdarsteller James Franco.

Verweise auf Fleming

Des Zauberers Begleitpersonen sind diesmal ein fliegender Affe und eine Porzellanpuppe. Vogelscheuche und Blechmann fehlen, sind doch die Rechte für zahlreiche Ikonen aus dem Original von 1939 anderweitig vergeben. Wo möglich, macht Sam Raimi aber durchaus Verweise auf das Buch und Victor Flemings Klassiker, etwa von der gelben Ziegelsteinstraße über geworfene Feuerbälle bis hin zur Smaragdstadt.

Dreidimensionale Schaubühne

Wie ein Zauberer fühlt sich Raimi wohl selbst wenn er mit den Verheißungen des 3D-Kinos hantiert, er macht aus dem Stoff eine dreidimensionale Schaubühne, ein Exerzierfeld der aktuellen Kinotechnologie. Da wird die Bewegung der Figuren vor allem in die Raumtiefe hinein verlagert, fließen, fliegen und schweben heißt zudem das Motto, von Wasserfällen über Staubpartikel und Blütenpollen bis hin zu unermüdlich fallenden Blättern.

Täuschungsmanöver

Freilich ist das Effektgewitter pures Augenfutter. Am Ende verklammert Regisseur Raimi in einer liebevollen Hommage an das Kino die Technologie des 21. mit jener 19. Jahrhunderts: ein Praxinoskop, also ein Filmprojektor aus der Frühgeschichte des Kinos, wird zum Schlüssel im Kampf gegen die bösen Hexen, ein Apparat, der Illusionen erzeugt - so wie das Kino selbst, ein Ort, der zum Vergnügen der Getäuschten die Dinge stets größer erscheinen lässt als sie sind. Und ganz in diesem Sinne bringt auch dieser Zauberer von Oz seine digital entfesselte Magie auf die Leinwand. Oder wie es der Zauberer sagen würde: "It’s Showtime!“

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Disney - Die fantastische Welt von Oz