Serbien hat den Kosovo "abgeschrieben "

In Brüssel und auf dem Balkan stehen kommende Woche entscheidende Verhandlungen zur Normalisierung zwischen Serbien und dem Kosovo bevor. Beide Seiten streben einen Kompromiss an: Serbien will ein Datum für den Beginn von EU-Beitrittsverhandlungen, der Kosovo eine weitere EU-Annäherung und eine liberalere Vergabe von EU-Visa an seine Bürger.

Morgenjournal, 9.3.2013

Dacic: "Menschen jahrelang belogen"

Dass Belgrad nun eine realistischere Haltung zu seiner ehemaligen Provinz einnimmt, zeigte jüngst Ministerpräsident Ivica Dacic. Er schrieb in einem Artikel, Politiker hätten die Bevölkerung zehn Jahre lang belogen, als man den Kosovo als serbisch bezeichnet habe.

Dacic erklärte, die falsche Haltung zum Kosovo sei "durch die Verfassung untermauert" worden. "Heute ist uns diese Verfassung keineswegs behilflich", stellte Dacic fest. Der serbische Standpunkt, der Kosovo sei ein Teil Serbiens, stehe im Widerspruch zur Realität. "Serbiens Präsident kann den Kosovo nicht betreten, ebenso wenig wie der Regierungschef, ein Minister, die Polizei oder die Streitkräfte." Der Kosovo hatte vor fünf Jahren seine Unabhängigkeit ausgerufen, die von Serbien bisher aber nicht anerkannt wird.