Rechnungshof: Die wahren Eurofighter-Kosten

Der Rechnungshof kritisiert erhebliche Mängel beim Flugzeugsystem Eurofighter. So habe sich im Zuge der Prüfung gezeigt, dass nur ein Viertel der Eurofighter tatsächlich einsatztauglich ist, bei den Piloten sei im Jahr 2011 kein einziger voll einsatzfähig gewesen. Außerdem liegt dem Rechnungshof nun erstmals ein Gesamtüberblick der Kosten für die Eurofighter bis zum Jahr 2015 vor. Es handelt sich um nahezu 2,6 Milliarden Euro.

Mittagsjournal, 11.3.2013

Eurofighter fliegen nicht

Bis zu 10 Flugzeuge gleichzeitig blieben im Jahr 2011 am Boden, weil die nötigen Ersatzteile nicht verfügbar waren. Zwei Flieger waren generell außer Betrieb, weil sie als Ersatzteilspender für andere Flugzeuge verwendet wurden, im Fachjargon spricht man von "Kannibalisierung". Fazit: im Jahr 2011 wiesen 13 von 15 Flugzeugen erhebliche Stehzeiten auf.

Auch bei den Piloten gibt es Kritik: sie kommen infolge der Mängel bei den Flugzeugen nicht auf die intern vorgeschriebene Einsatzpraxis. Rund 110 Flugstunden muss ein Eurofighter-Pilot pro Jahr absolvieren, damit er voll einsatzbereit ist. Im Durchschnitt kam ein Pilot aber nur auf rund 70 Stunden. In den Jahren 2010 und 2011 war kein einziger Pilot voll einsatzfähig. Der Mehrheit der Piloten wurde nur eine stark eingeschränkte Einsatzbefähigung attestiert.

Gesamtkosten 2,6 Mrd. Euro

Die Prüfer des Rechnungshofes kritisieren aber auch den Vergleich, den der nunmehrige Ex-Verteidigungsminister Norbert Darabos (SPÖ) mit der Eurofighter-Gesellschaft geschlossen hat: er hatte 3 der ursprünglich 18 Eurofighter wieder abbestellt und den Kaufpreis von knapp 2 auf 1,7 Milliarden reduziert. Weitere Einsparungen bei den Folgekosten von insgesamt knapp 400 Millionen Euro kann der Rechnungshof allerdings nicht zur Gänze nachvollziehen.

In Summe liegt dem Rechnungshof nach eigenen Angaben erstmals eine Übersicht über die Gesamtkosten für die Eurofighter vor: bis zum Jahr 2015 kosten die Flugzeuge demnach inklusive Rückzahlungsraten und Betriebskosten rund 2,6 Milliarden Euro.

Ministerium: Voll einsatzbereit 2015

Das Verteidigungsministerium weist die Kritik des Rechnungshofes unterdessen zurück. Derzeit befinde sich der Eurofighter noch in der Einführungsphase, heißt es im Ministerium. Diese Phase beinhalte das Sammeln von Erfahrungen bei der Ersatzteilwirtschaft, bei der Ausbildung und bei der Einsatzbereitschaft der Piloten. Die volle Einsatzbereitschaft der Piloten werde erst im Jahr 2015 gegeben sein, so das Verteidigungsressort.

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