Konklave: Spektakel am Petersplatz
Ob der neue Papst ein sogenannter Reformer oder doch ein Konservativer wird, das liegt in der Hand der wahlberechtigten Kardinäle. Der erste Wahlgang des Konklaves wird womöglich schon heute Nachmittag stattfinden. Rund um den Petersplatz ist alles gerüstet für das Spektakel des Jahres.
26. April 2017, 14:16
Morgenjournal, 12.3.2013
Aus Rom berichtet ORF-Korrespondent
Wirtschaftsmotor Papstwahl
Das vatikanische Postamt auf dem Petersplatz ist ein umgebauter Autobus. Hierher verirren sich in normalen Zeiten nur ein paar Käufer von Briefmarken und Ansichtskarten. Doch jetzt ist das anders. Denn wer weiß, wie lange es die Marken mit dem Aufdruck "Sede Vacante" noch geben wird. Immer wieder muss der resolute Herr hinter dem Schalter Fotografen zurechtweisen.
Denn fotografieren ist hier streng verboten. Im Vatikan gelten eben andere Gesetze, alles ist ein bisschen geheimer als sonst wo, auch in der Post.
Wenn es die Papstwahl mit dem ganzen Spektakel rundherum nicht schon gäbe - man müsste sie glatt erfinden. Zumindest aus Sicht der krisengebeutelten Wirtschaft hier in Rom. Denn die tausenden Journalisten, Techniker, aber auch Pilger, die zu dieser Wahl gekommen sind, füllen die Restaurants und Imbissbuden rund um den Vatikan.
Fans auf dem Petersplatz
Einer, der es ganz besonders ernst meint, ist Ferruccio Balavio aus Mailand. Ausgerüstet mit einem Pilgerstock und einem T-Shirt, auf dem die Fotos seiner drei Favoriten aufgedruckt sind, steht er am Petersplatz. Es sind die Kardinäle aus Norditalien, die auf seinem Shirt zu sehen sind.
Nur ihnen traut er zu, die Probleme des Vatikans zu lösen. Für den pensionierten Papst findet er nur gute Worte: "An Benedikt XVI. wird man sich noch in tausend Jahren als großen Papst erinnern, weil er den Mut hatte zurückzutreten."
Einige nur zufällig da
Andere kommen nur ganz zufällig in den Genuss dieses seltenen Ereignisses, wie Irma Ville aus Österreich: "Wir sind nur zufällig in Rom, es ist ziemlich beeindruckend. Vor allem die vielen Priester – im Flugzeug waren eigentlich mehr Priester als normale Leute."
Auch ein Mann aus Frankreich sieht sich das Ganze mit Erstaunen an. Auch wenn er aus einem Land kommt, in dem die Trennung zwischen Kirche Staat schon selbst zur Religion geworden ist, findet er das Spektakel "okay".
Auch große Skepsis
Nicht so okay ist das alles hier für David Colhassy. Er ist extra aus den USA angereist, um am Petersplatz Visitkarten zu verteilen. Er leitet eine Organisation, die sich um kirchliche Missbrauchsopfer kümmert. "Ich glaube nicht, dass wir uns vom nächsten Papst viel erwarten können. Einige der Kardinäle, die hier wählen, sind ja selbst in die Vertuschungen involviert."
Nichts mit Vertuschen, sondern mit Tradition hat jener Festakt zu tun, der gestern am Abend abgehalten wurde. Da haben alle Mitarbeiter des Vatikans, die mit den Kardinälen Kontakt haben werden, geschworen, dass sie alles geheim halten werden.