Jeder 5. Lehrling scheitert bei Abschlussprüfung

Die Lehrlingsausbildung wird von den österreichischen Politikern und Sozialpartnern gerne als Erfolgsgeschichte verkauft. Jetzt zeigt sich allerdings, dass sich ein Trend seit Jahren verstärkt: Immer mehr Jugendliche fallen nämlich bei der Lehrabschlussprüfung durch. Im Vorjahr war es bereits jeder fünfte.

Morgenjournal, 12.3.2013

Maler, Mechaniker, Friseurinnen, Köche

Karriere mit Lehre - was vielversprechend klingt, scheitert oft schon an der Abschlussprüfung. 2012 sind hierzulande knapp 60.000 Lehrlinge zur Abschlussprüfung angetreten, knapp 11.000 von ihnen sind durchgerasselt. Unter den Durchgefallenen befanden sich besonders viele Maler, Kfz-Mechaniker, Friseurinnen oder Köche.

Doch was läuft hier schief? Sind Lehrlinge faul oder schlecht ausgebildet? Das verneint ÖGB-Präsident Erich Foglar vehement, aber: "Die Voraussetzungen, auch von der Pflichtschule her, müssen besser werden." Dazu komme, dass es häufig auch bei der Lehrlingsausbildung in den Betrieben hapert, so Foglar. Hier würden Lehrlinge etwa für Hilfstätigkeiten eingesetzt oder für das Kaffeekochen oder Wurstsemmeln holen.

Grundlegende Kenntnisse fehlen

Das sei die Ausnahme und nicht die Regel, heißt es dazu aus der Wirtschaft. Michael Landertshammer von der Wirtschaftskammer: "Es gibt in jeder Berufsgruppe schwarze Schafe." Das Hauptproblem für das schlechte Abschneiden sei aber die Schulausbildung vor der Lehrzeit, so Landertshammer.

Vielen Lehrlingen fehlen etwa grundlegende Kenntnisse im Lesen, Schreiben oder Rechnen. Außerdem würden sich viele Jugendliche nicht überlegen, ob sie für eine Lehre überhaupt geeignet seien. Hier müsse etwa die Berufsorientierung verbessert werden.

Viele werfen ganz das Handtuch

Eines lässt bei den Sozialpartnern aber die Alarmglocken schrillen: Viele Lehrlinge, die die Abschlussprüfung nicht schaffen, werfen nämlich überhaupt das Handtuch.

Das heißt, sie treten nicht mehr zu Wiederholungsprüfungen an und stehen ohne Berufsabschluss da. ÖGB-Präsident Erich Foglar: "Wir brauchen jeden jungen Menschen mit einer hervorragenden Ausbildungen. Erstens, weil er sonst keine Chance am Arbeitsmarkt hat und zweitens, weil uns die Fachkräfte fehlen."

Sozialpartner für Qualitätskontrollen

Um die Situation zu verbessern, setzen sich ÖGB und Wirtschaftskammer für mehr Qualitätskontrollen ein und zwar schon während der Lehrzeit. Die Ideen reichen von flächendeckenden Vorbereitungskursen auf die Lehrabschlussprüfung bis hin zu Coachings für Lehrbetriebe und, last but not least, die Wiedereinführung von Zwischenprüfungen, um Probleme frühzeitig zu erkennen.

Die Sozialpartner sind sich hier einig, der Ball liegt jetzt bei der Politik. Die spielt den Ball aber wieder zurück und lässt ausrichten: Alle relevanten Fragen, die Lehrlinge betreffen, werden im sogenannten Berufsausbildungsbeirat beschlossen. Hier seien auch die Sozialpartner vertreten – ihre Wünsche würden sich also an sich selbst richten.