Venezuelas Kulturszene: Hoffen auf Erneuerung

Vor zehn Tagen ist der umstrittene venezolanische Präsident Hugo Chávez gestorben. Chávez hat stets polarisiert, und so finden sich auch in der Kulturszene Verehrer und Gegner. Die Stimmung unter Venezuelas Künstlern nach Chávez' Tod bewegt sich zwischen Trauer, Erleichterung und der Hoffnung darauf, dass sich am kulturellen Klima in Venezuela etwas ändern wird.

Morgenjournal, 15.3.2013

Die Pianistin Gabriela Montero beschreibt die Situation in Venezuela als verworren. Niemand wisse so recht, wie sich das kulturelle Klima nach dem Tod von Hugo Chavez entwickeln werde. Montero lebt derzeit in den USA - in ihrer Heimatstadt Caracas lebte sie zuletzt von 2003 bis 2006.

Was sie sah, schockierte sie. Das Regime begegnete der Kunst mit einer Mischung aus Sorglosigkeit und Verachtung. Das Teatro Teresa Carreño, einst pulsierendes Kunst-Zentrum, nützte Chavez als politische Bühne. Die Komponistin und Pianistin Teresa Carreño ist in Venezuela ein Idol. Bevor Chavez an die Macht kam, wurde ihr ein Museum gewidmet.

"Dieses Museum war für viele Jahre wie ein kleines Juwel. Als Chavez an die Macht kam, haben sie das Museum geschlossen und alle Erinnerungsstücke an Teresa Careno sind verschwunden. Für mich steht das symbolisch für ihre Einstellung gegenüber der Kunst, gegenüber jeder Kunst die nicht bloß Folklore ist", sagt Gabriela Montero.

Moderne Kunst verschwand

Aus dem Museum für Moderne Kunst in Caracas verschwanden Werke von Jasper Johns, Lucian Freud oder Henri Matisse. Der Gründerin erging es wie vielen anderen Kulturmanagern. Hugo Chavez feuerte sie - vor einem Millionenpublikum während einer seiner Live-TV-Audienzen.

Hugo Chavez wollte keine Kultur der Eliten. Das Volk sollte auch in der Kultur das Sagen haben. Er selbst tanzte und sang vor den Massen. Gleichzeitig war er wenig zimperlich mit seinen Kritikern. Drei TV-Kanäle und 30 Radiosender ließ er schließen. Kunst und Kultur wurden den Zielen der Revolution untergeordnet: Revolutions-Folklore anstatt intellektueller Reibung.

Ein freies und transparentes Venezuela

Nach vierzehn Jahren Chavez gibt es aber immer noch Nischen für kritische Kultur. Etwa durch den Verein Cultura Chacao, der von der Opposition gefördert wird. Gabriela Montero, die für ihre Chavez-kritischen Aussagen immer wieder Drohungen erhält, hat die Hoffnung noch nicht aufgegeben.

"Wir alle wünschen uns ein Venezuela das sicher, frei und transparent ist", sagt Gabriela Montero. Leider sei das momentan nicht der Fall, so die Pianistin.