Zyperns Parlament sucht Kompromiss
Im zypriotischen Parlament fällt heute die Entscheidung, ob sie den Zorn der Kleinsparer riskieren, also der eigenen Bevölkerung, oder den Ärger ausländischer Großanleger vor allem aus Großbritannien und Russland. Zuletzt wurde ein Kompromiss diskutiert.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 19.3.2013
Aus Nikosia berichtet
20.000 oder mehr
Noch ist es nicht endgültig, weil die Abstimmung im Parlament frühestens heute am Abend stattfinden wird. Doch in Sachen Beteiligung der Kleinsparer sind hier alle ein Stück zurückgerudert. Es soll zumindest einen Freibetrag von 20.000 Euro geben. Zwischen 20.000 und 100.000 Euro sind dann 6,7 Prozent fällig. Darüber sind es 9,9 Prozent der Summe, die auf dem Konto liegt.
Allerdings haben sich die Euro-Finanzminister dafür ausgesprochen, das Limit noch höher zu setzen. Nämlich auf jene hunderttausend Euro, die auch schon bisher als staatlich garantierter Betrag für den Fall einer Bankenpleite gegolten haben. Es könnte also durchaus sein, dass man nach dieser Ankündigung gestern Abend nun auch hier in Nikosia diese höheren Limits ins Auge fassen wird.
Banken weiter geschlossen
Denn es ist ja vor allem die Tatsache, dass auch kleine Einlagen mit der Sondersteuerbelegt werden sollen, die es so schwer macht, eine Mehrheit im Parlament zu finden. Die Regierung verfügt beim Thema Sondersteuer über keine Mehrheit im Parlament, weil auch mehrere Abgeordnete in den eigenen Reihen nicht zustimmen wollen. Sollte man sich im Laufe des Tages einigen, dann könnten die Banken bereits am Donnerstag wieder aufsperren. Für die geplagte Wirtschaft wäre es jedenfalls notwendig. Denn die Geschäfte gehen schon seit längerem nicht mehr so gut.
Erschüttertes Vertrauen
Hier in den Einkaufsstraßen von Nicosia ist stehen viele Geschäftslokale leer. Chula Mirachi betreibt einen Zeitungskiosk und eine kleine Imbissbar. Auch sie weiß keine Lösung für das aktuelle Problem: "Glauben sie mir – ich weiß es nicht. Ich bin so verwirrt was das alles anbelangt. Ich weiß nicht ob ich dem Präsidenten glauben soll oder der Opposition. Aber ich sehr, sehr enttäuscht." Nämlich von Europa. Und der Solidarität in der EU wie sie sagt. Dabei würden sich die Bewohner der anderen Länder selber in den Finger schneiden wenn an Zypern jetzt ein Exempel statuiert wird. Denn jeder könnte der nächste sein.
Dass es die Politiker in diesen Tagen allerdings auch nicht einfach haben gesteht sie dann schon zu. Auch wenn der Posten gut bezahlt ist – Präsident möchte sie jetzt wirklich nicht sein. Da ist sie schon lieber in ihrem Laden – und Geld hat sie sowieso keines auf der Bank. Da kann sie auch nicht viel verlieren.
Wie groß der Ansturm allerdings jener Kunden sein wird, die schon was auf dem Konto haben, ist schwer zu sagen. Trotz des veränderten Besteuerungspakets könnte es zum gefürchteten Banken-Run komme . Denn das Vertrauen der Anleger ist nachhaltig erschüttert.