Zypern: Hilft jetzt Russland?

Die finanzielle Zukunft Zyperns ist völlig ungewiss, seit das Parlament in Nikosia gestern Abend, zum Jubel der Bevölkerung, das EU-Hilfspaket abgelehnt hat. Die Euroländer warten nun auf Gegenvorschläge. Und Zypern hofft auf mögliche Hilfe aus Russland.

Plenarsaal des zypriotischen Parlaments

Vor der entscheidenden Sitzung des Parlaments in Nikosia

(c) EPA

Morgenjournal, 20.3.2013

Aus Nikosia berichtet

Keiner stimmte dafür

Nach dem Scheitern des Rettungspakets im zypriotischen Parlament sucht die politische Führung in Nikosia nach einem Ausweg aus der drohenden Staatspleite. Staatspräsident Nikos Anastasiades berät sich heute mit den Vorsitzenden aller Parteien und dem einflussreichen Erzbischof Chrysostomos.

Bei der entscheidenden Abstimmung im Parlament gestern Abend hatte kein einziger Abgeordneter die Zwangsabgabe auf Bankguthaben mitgetragen. Nach hitziger Debatte hatten 36 von 56 Abgeordneten gegen die Zwangsabgabe gestimmt. 19 enthielten sich der Stimme, eine Abgeordnete war nicht anwesend. Eine Zustimmung wäre aber die Voraussetzung für das Hilfspaket der Europartner. Das Geld in der zypriotischen Staatskasse reicht nach früheren Regierungsangaben noch bis Mai.

Neustart bei Null

Mit dem Nein des zypriotischen Parlaments sind auch die Zusagen von EU und IWF hinfällig. Damit würden die Verhandlungen zur Rettung Zyperns wieder bei Null anfangen, sagte OeNB-Chef Ewald Nowotny am Dienstagabend in der "ZiB2". Jetzt noch rechtzeitig eine Lösung zu finden sei aber "eine Herausforderung".

Die Euroländer würden aber keinesfalls Zypern den Ausstieg aus der Währungsunion nahelegen, versicherte Nowotny. Das kleine Zypern, auf das nur 0,2 Prozent der Wirtschaftsleistung der EU entfällt, pleitegehen zu lassen, wäre "ein Experiment, das wir an sich lieber nicht machen wollen". Auch wenn es im Vorfeld eine Diskussion gegeben habe, ob Zypern überhaupt systemrelevant ist.

Telefonat mit Putin

Nun ruhen die Hoffnungen der Zyprioten auf Russland. Wie Anastasiades' Büro mitteilte, telefonierte der Präsident nur wenige Minuten nach der gescheiterten Abstimmung mit seinem russischen Amtskollegen Wladimir Putin. Das Gespräch habe etwa 30 Minuten gedauert und die Finanzbeziehungen beider Staaten betroffen. Das Staatsfernsehen (RIK) berichtete, beide hätten sich auf ein Treffen geeinigt. Ein Termin wurde aber nicht genannt.

Russische Unternehmen haben aus Steuergründen Milliardensummen nach Zypern transferiert. Auf der verzweifelten Suche nach Geldquellen war der zypriotische Finanzminister Michalis Sarris bereits am Dienstag nach Moskau geflogen. (Text: APA, Red.)