Zyperns "Geschäftsmodell" am Ende?

Es wird eine knappe Entscheidung im zypriotischen Parlament: Die Regierung hat sich zwar auf einen Kompromiss geeinigt, aber die Mehrheit im Parlament wackelt. Auf den Spiel stehe das "Geschäftsmodell" Zyperns, analysiert Hubert Faustmann von der Universität Nikosia im Ö1-Gespräch.

Mittagsjournal, 19.3.2013

Hubert Faustmann von der Universität Nikosia im Gespräch mit Wolfgang Wittman.

"Pest oder Cholera"

Auch wenn sich die Regierung nun auf die Schonung der kleinen Sparer geeinigt hat, kann die Abstimmung im Parlament immer noch schiefgehen, weil die Regierung nur über eine ganz knappe Mehrheit verfügt und die Maßnahme sehr umstritten ist. "Ich nehme an, dass sie durchgeht, aber sicher ist das nicht", so Faustmann. Bei einem Nein komme es aber zum Bankenkrach und zum Staatsbankrott, "die Wahl zwischen Pest und Cholera", so Faustmann.

Panik am Donnerstag

Faustmann sieht aber auf jeden Fall die Gefahr eines panikartigen Ansturms auf die Banken, wenn diese am Donnerstag aufsperren. Dafür müsse ausreichend Bargeld bereitstehen, und dann sei immer noch die Frage, wie weit diese Panik gehe und wie sich das auf die Banken auswirke.

Geschäftsmodell zerstört?

Den Hintergrund der aktuellen Entwicklung erklärt der Experte damit, dass Zypern sich sehr stark auf Finanzdienstleistungen spezialisiert habe. Die Hälfte des Bruttosozialprodukts hänge direkt oder indirekt am Finanzsektor. Daher wolle man den Schaden für die Großanleger möglichst gering halten. "Denn wenn die ihre Gelder abziehen, dann ist das Geschäftsmodell Zyperns weitgehend zerstört." Faustmann gibt Kritikern auch zu bedenken, dass Zypern mit diesem Geschäftsmodell im Jahr 2004 von der EU akzeptiert worden sei.