Was eine Staatspleite bedeuten würde
Ohne ein Hilfspaket droht Zypern spätestens Anfang Juni die Staatspleite. Dann wird eine umfangreiche Staatsanleihe fällig, die Zypern ohne Hilfe nicht zurückzahlen kann. Eine Staatspleite hätte für Zypern dramatische Folgen: Die Bevölkerung würde auf Jahre hinaus verarmen, sagen Analysten.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 20.3.2013
Drohende Abwärtsspirale
Wenn Zypern Pleite geht, dann heißt das zuerst einmal, dass der Staat seine Schulden nicht mehr zahlen kann. Jene Gläubiger, die zypriotische Staatsanleihen haben, bekommen nur mehr einen kleinen Teil ihres Geldes zurück. Das aber hätte in Zypern besonders dramatische Folgen. Denn die Gläubiger des Staates sind zum allergrößten Teil die ohnehin angeschlagenen zypriotischen Banken: dort liegen die meisten Staatsanleihen Zyperns. Eine Staatspleite würde also auch die zypriotischen Banken mit in den Abgrund reißen, die Banken würden in Konkurs gehen. Und das wiederum hätte zur Folge, dass die Bevölkerung einen Großteil ihres Ersparten nie mehr wiedersehen würde.
Rezession und Verarmung
Das Land würde durch eine Staatspleite also in eine tiefe Krise stürzen, sagt Raiffeisen-Analyst Valentin Hofstätter: "Nach den Vermögensverlusten würde die Kaufkraft sinken, der Staat muss sparen und umschulden, frisches Geld kann er sich nicht mehr ausborgen. Die Ausgaben, Sozialleistungen, müssten massiv zusammengestrichen werden. Eine mehrjährige Rezession wäre definitiv die Folge. Das Land würde für einige Zeit verarmen. Das wäre der Worst Case für die Zyprioten."
Erdgas nur Fernziel
Dazu kommt, dass Zypern mit den Banken auch die wichtigste Einnahmequelle verlieren würde. Ansonsten bleiben nur mehr die Landwirtschaft und der Tourismus, doch davon lässt sich nicht wirklich gut leben. Einziges Hoffnungsgebiet für die Zyprioten ist die Förderung von Erdgas, aber das wird noch Zeit brauchen: Die Infrastruktur dafür fehle, erste Erträge seien erst in Jahren zu erwarten, so Hofstätter.
Bei einer Staatspleite würden also sehr harte Zeiten auf die Zyprioten zukommen. Verhungern müsste deswegen aber niemand, so Hofstätter. Denn die EU würde in so einem Fall wohl nicht tatenlos zusehen und "abfedernde Hilfszahlungen" leisten, sagt Valentin Hofstätter. Allein deshalb wäre es für Zypern ratsam, in der EU zu bleiben.