Zypern: Banken bleiben geschlossen

Nach dem Nein des zypriotischen Parlaments zum EU-Hilfspaket steht die Regierung in Nikosia unter Druck, rasch eine Alternative zu finden. Während Verhandlungen mit Russland laufen, bleiben die Banken des Landes bis auf weiteres geschlossen, um einen Ansturm der Sparer und Anleger abzuwehren. Auch nach Bankenöffnung wird es weiter Einschränkungen geben.

Ein Schild auf dem "geschlossen" steht

(c) Singer,EPA

Mittagsjournal, 20.3.2013

Aus Nikosia berichtet

Voraussichtlich bis Dienstag geschlossen

Die zypriotischen Banken werden voraussichtlich bis kommenden Dienstag geschlossen bleiben. Zudem soll es für unbestimmte Zeit Einschränkungen für Überweisungen ins Ausland geben, wie die Nachrichtenagentur dpa aus Kreisen der Regierung und der Zentralbank Zyperns erfuhr. Offiziell wurde dies jedoch nicht bestätigt. Eine Erklärung sollte am Mittwochnachmittag ausgegeben werden.

Die zypriotischen Banken sind bereits seit fünf Tagen geschlossen. Am kommenden Montag ist Feiertag auf Zypern. Bis dahin hoffen die Behörden eine Lösung zum Thema des Finanzproblems Zyperns gefunden zu haben. Auch nach der Öffnung werde es jedoch eine Sperre für Überweisungen ins Ausland geben. Ein entsprechendes Gesetz wurde heute ausgearbeitet, hieß es aus Kreisen der Zentralbank.

EZB berät über weiteres Vorgehen

Die Europäische Zentralbank (EZB) will noch heute über das weitere Vorgehen beraten. Gestern Abend hatte die EZB in einer kurzen Stellungnahme versichert, die Liquiditätsversorgung der Banken in Zypern weiter sicherzustellen. Die EZB habe die Entscheidung des Parlaments zur Kenntnis genommen, hieß es in der Mitteilung weiter. Außerdem stehe die Notenbank in Kontakt zu den Partnern der Troika. Neben der EZB besteht die Troika aus Vertretern der EU und des Internationalen Währungsfonds (IWF).

Drohung mit Kappen von Notkrediten

Zugleich verstärkt die EZB aber den Druck auf Zypern: Die Europäische Zentralbank könnte Zyperns Banken die überlebenswichtigen Hilfskredite entziehen, wenn eine Einigung auf ein Hilfspaket für das Land nicht zustande kommt. Darauf hat Direktoriumsmitglied Jörg Asmussen in einem Gespräch mit der Wochenzeitung "Zeit" hingewiesen. Die Notenbank könne "Notfallliquidität nur solventen Banken gewähren", ließ sich Asmussen zitieren. Die Solvenz der zypriotischen Banken müsse aber "als nicht gegeben angesehen werden (...), wenn nicht bald ein Hilfsprogramm für Zypern beschlossen wird, das eine rasche Rekapitalisierung des Bankensektors gewährleistet." Den Vorwurf, die Notenbank habe das Land unter Druck gesetzt, wies er zurück. Man habe lediglich "sachlich darauf hingewiesen", unter welchen Bedingungen die EZB ihre Hilfskredite vergeben könne.

Eurogruppe: Treffen bei Alternativvorschlag

Die Eurogruppe steht für eine rasche Zusammenkunft bereit, wenn Zypern einen Alternativplan zur Lösung seiner Finanzprobleme vorlegt. Die Euro-Finanzminister könnten sich noch diese Woche treffen, allerdings "nur, wenn Zypern konkrete Vorschläge macht", sagte ein ranghoher Eurogruppen-Vertreter der Nachrichtenagentur AFP in Brüssel. Wann damit zu rechnen ist, sei "unklar, sicher aber nicht heute".

Nein zu Zwangsabgabe

Das Parlament in Zypern hatte am Dienstagabend das europäische Hilfspaket zur Vermeidung eines Staatsbankrotts abgelehnt. Die abgelehnte Gesetzesvorlage sah zuletzt eine Zwangsabgabe für Bankguthaben vor, die Einnahmen von 5,8 Mrd. Euro einbringen sollte. Nur wenn Zypern diese Summe aufbringt, ist die Eurozone zu Hilfskrediten in Höhe von bis zu 10 Mrd. Euro bereit. (Text: APA, Red.)