30 Jahre Bürgerkrieg enden

Dieser 21. März ist ein ganz besonderer Tag für die Türkei: Die erwartete Erklärung des seit 14 Jahren inhaftierten PKK-Chef Abdullah Öcalan bedeutet den großen Schritt zum Frieden - nach mehr als 30 Jahren Bürgerkrieg zwischen der kurdischen PKK und der türkischen Armee.

Mittagsjournal, 21.3.2013

Freiheitssymbol und Terrorist

40.000 Tote in drei Jahrzehnten. Das ist die verheerende Bilanz des Konflikts zwischen der PKK und dem türkischen Militär. Die PKK, die Arbeiterpartei Kurdistans, ist untrennbar verbunden mit einer Person: Abdullah Öcalan. Für viele der allein 12 Millionen Kurden in der Türkei ist er nach wie die Symbol-Figur für den Kampf um Freiheit und Unabhängigkeit. Für die türkische Regierung ist er ein inhaftierter Terrorist, lange Jahre war er der Staatsfeind Nummer 1.

Blutiger Guerilla-Krieg

1949, in der Süd-Ost-Türkei geboren, beginnt Öcalan Anfang der 70er Jahre in Ankara Politikwissenschaft zu studieren. Mit 25 wird er Anführer einer linken Studentengruppe, sie nennen sich Kurdistan-Revolutionäre, wenig später wird daraus die PKK. Ihr Hauptthema: die Ausgrenzung und Unterdrückung der kurdischen Minderheit in der Türkei. Das Ziel der PKK: Ein eigener Staat für die insgesamt 40 Millionen Kurden aus der Türkei, dem Iran, dem Irak und Syriens. 1984 greift die PKK zu den Waffen - ein blutiger Guerilla-Krieg gegen den türkischen Staat beginnt. Ein Kampf, in dem sich beide Seiten an Brutalität in nichts nachstehen. Die PKK bedient sich terroristischer Mittel: Entführungen, Überfälle, Morde und Selbstmordattentate. Neben der Türkei stufen auch die EU und die USA die PKK als Terror-Organisation ein. Mit den Jahren verabschiedet sich PKK-Chef Öcalan von seinem Ideal eines eigenständigen Kurdenstaates, Autonomie ist fortan seine Forderung, wie er in Interviews betont.

Todesurteil und Annäherung

Türkische Spezialkräfte nehmen Öcalan im Februar 1999 in Kenia fest. Ein halbes Jahr später wird ihm in der Türkei der Prozess gemacht. "Meine Rebellion geht auf meine starrköpfige Mutter zurück", sagt Öcalan zu Prozess-Beginn. Das Urteil wegen Hochverrats, Tod durch den Strang, wird in eine lebenslange Haftstrafe umgewandelt.

Ausgerechnet unter der islamisch-konservativen türkischen Regierung unter Recep Tayyip Erdogan erfolgt die Annäherung: Seit vergangenen Dezember verhandelt Öcalan mit dem türkischen Geheimdienst über eine friedliche Beilegung des Kurden-Konflikts. Einige PKK-Forderungen hat Erdogan bereits erfüllt. So darf Kurdisch künftig als Wahlfach in der Schule unterrichtet werden. Bis vor kurzer Zeit war der öffentliche Gebrauch des Kurdischen in der Türkei verboten. So manche Kurden träumen jetzt von einer Freilassung Öcalans. Doch das wird wohl ein Traum bleiben.