AMS verteidigt Deutschkurspolitik
Dass viele Zuwanderer in Österreich unter ihrer Qualifikation arbeiten, ist nicht neu, sehr oft trifft es Frauen. Kritik gibt es dabei immer wieder auch am Arbeitsmarktservice (AMS): Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter würden nicht genau genug hinschauen, wer ihre Kunden sind. Das AMS weist die Kritik zurück, es gebe immer mehr Schulungen für Mitarbeiter und gerade bei Deutschkursen sei man sehr großzügig.
27. April 2017, 15:40
Mittagsjournal, 25.3.2013
25.000 Menschen Deutschkurs angeboten
Zum Einzelfall, über den das Ö1-Morgenjournal heute berichtet hat, könne er nichts sagen, sagt Winfried Göschl, Vize-Chef des Arbeitsmarktservice Wien. Aber aus seiner Sicht gebe es beim AMS kein Deutschkursproblem - im Gegenteil. "Wenn es darum geht, die vorhandenen Qualifikationen besser zu nutzen, dann ist es bei uns kein Thema, dass ein Deutschkurs angeboten werden soll und auch muss", so Göschl.
Das AMS biete mindestens 25.000 Menschen pro Jahr einen Deutschkurs an, auf Basis der eigenen Kurse, aber es würden auch Kurse auf dem freien Bildungsmarkt zugekauft, wenn die Leute dies wünschen, sagt Göschl.
Mehr Schulungen für AMS-MitarbeiterInnen
Eine Frau aus Afghanistan, die seit zwölf Jahren in Österreich lebt und früher Richterin am Obersten Gerichtshof in Kabul war, bemüht sich seit Jahren, hier beruflich Fuß zu fassen. Bisher vergeblich. Auch ein Deutschkurs sei ihr vom AMS verweigert worden, erzählt sie. Begründung: Für einen Job als Reinigungskraft sprechen Sie gut genug Deutsch.
Auch den Vorwurf, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gingen nicht sensibel genug mit Zugewanderten um, lässt Winfried Göschl nicht auf sich sitzen. Es gebe immer mehr Schulungen in diesem Bereich: "Wir versuchen verstärkt, MigrantInnen als eigene Mitarbeiter aufzunehmen. Ich glaube, wir haben uns in dem Bereich wirklich nichts vorzuwerfen. Wir erfassen, wo es nachvollziehbar ist, alle Kenntnisse von MigrantInnen, die im Ausland erworben worden sind." Das Problem sei bekannt und man sei hier sehr aktiv, so Göschl.
Kurz-Büro: Immer mehr Anerkennungen von Ausbildungen
Auch, was die Anerkennung von Qualifikationen betrifft, tue man viel, sagt Winfried Göschl. Mit der im Wissenschaftsministerium angesiedelten Stelle für Nostrifikationen arbeite das AMS eng zusammen: "Uns ist ganz wichtig, dass es da Unterstützung gibt – auch muttersprachliche, dass die MigrantInnen eine Chance haben, zu dieser Nostrifikation zu kommen." Diese Unterstützung finanziere das AMS zu einem "schönen" Teil, sagt Göschl.
Integrationsstaatssekretär Sebastian Kurz (ÖVP) wollte dem Mittagsjournal heute kein Interview geben, verweist aber darauf, dass es immer mehr Anerkennungen von Ausbildungen gebe - eine Steigerung von vierzig Prozent von 2011 auf 2012 zum Beispiel. Und: Jeder Antragsteller bekomme innerhalb von drei Monaten eine Antwort, ob seine Ausbildung hier anerkannt wird oder nicht.