Zypern wappnet sich für "Bank-Run"

In Zypern bleiben die Banken weiter geschlossen - erst am Donnerstag sollen die Schalter wieder öffnen. Das Vertrauen in die zypriotischen Banken ist erschüttert. Deswegen wappnet man sich auch gegen einen Massenansturm und ein blitzartiges Leerräumen der Konten - den gefürchteten "Bank-Run". Experten sind optimistisch, dass das auch funktionieren wird.

Hand mit NO

(c) KEFALAS, EPA

Mittagsjournal, 26.3.2013

Technische Vorbereitungen

Es sieht aus wie Zeitschinden - immer wieder verschiebt die zypriotische Regierung den Zeitpunkt, zu dem die Bankschalter wieder geöffnet werden. Tatsächlich dürfte es aber nur um technische Vorbereitungen gehen. Denn man erwartet natürlich einen großen Ansturm, sagt WIFO-Bankenexperte Thomas Url. Daher müsse an den Schaltern und Bankomaten ausreichend Bargeld vorhanden sein. Auch für die Zugriffe via Internet müssten die beschlossenen Einschränkungen umgesetzt werden, so Url. Es wird also Beschränkungen geben - jeder Bankkunde wird pro Woche oder Monat nur einen bestimmten Betrag abheben können, erwartet der Experte. Das soll den gefürchteten Bank-Run verhindern.

"Vorbild" Argentinien

Zypern ist nicht das erste Land, das solche Beschränkungen einführt. Auch in Argentinien hat man rund um die Finanzkrise im Jahr 2001 zu dieser Notmaßnahme gegriffen, damals wurden die Beschränkungen Corralito genannt, und das hat auch funktioniert, wie sich Url erinnert. "Damals sind vor dem Corralito einige Milliarden Dollar nach Uruguay abgeflossen. Mit der Kontingentierung der Abhebungen wurde dieser Kapitalabfluss gestoppt." Darauf hofft man auch in Zypern.

Spiel auf Zeit

Die Banken gewinnen mit den Beschränkungen Zeit, in der das Vertrauen der Kunden vielleicht wieder ein wenig zurückkehrt: "Einerseits ist es die Hoffnung, das sich die Lage beruhigt, andererseits finden im täglichen Bankgeschäft durch Kreditrückzahlungen auch Rückflüsse in die Bank statt. Und man hofft, dass über das schleichende Abschmelzen der Einlagen die Rückflüsse ausreichen, um die Auszahlungen zu decken."

Geldabflüsse dank "Beziehungen"

Doch alle Beschränkungen und Kontrollen werden wohl nicht verhindern können, dass Geld aus Zypern abfließt. Und trotz geschlossener Banken sollen auch in den letzten Tagen hohe Summen ins Ausland transferiert worden sein. Wie das geschehen sein kann, darüber könne man nur spekulieren, sagt Banken-Experte Thomas Url. Er vermutet geschäftliche Aktivitäten als Hintergrund oder auch Beziehungen in Bankkreisen, mit denen an den Regelungen vorbei operiert werden konnte. Ob das mit Bestechungen verbinden war, sei schwer abzuschätzen. Die zypriotische Nationalbank will die Geldabflüsse der letzten Tage jetzt genau unter die Lupe nehmen.