Zypern: Die nächtlichen Beschlüsse im Detail

Ganz magere Jahre kommen auf die Menschen auf Zypern zu, denn jetzt steht der schmerzerfüllte Schuldenabbau bevor. Aus Anlegern auf Zypern werden unfreiwillig Geldgeber, damit jene Milliarden Euro zusammenkommen, die Zypern als Eigenleistung aufbringen muss, begleitend zu zehn Milliarden der Steuerzahler der Eurozone. Eine der beiden größten Banken sperrt zu, die andere wird mit frei werdenden Mitteln aufgepäppelt.

Münzen in einer Hand

(c) Christodoulou, EPA

Mittagsjournal, 25.3.2013

Aus Brüssel berichtet ORF-Korrespondentin

You're still around - it has been quite a night, isn't it? - Ein zäher, 15-stündiger Verhandlungsmarathon endet für Christine Lagarde - die Chefin des Internationalen Währungsfonds verlässt erst nach halb 4 Uhr Früh das EU-Ratsgebäude. Aber immerhin steht nun eine Lösung, die Zypern im Euro hält. Euphorie kommt beim zypriotischen Finanzminister Michalis Sarris nach diesen zermürbenden Verhandlungen nicht auf: Wir haben keine Schlacht gewonnen, sondern den desaströsen Austritt Zypern aus der Eurozone verhindert.

Als Gegenleistung verlangt Europa, dass Zypern seinen Bankensektor komplett umbaut. Die zweitgrößte Bank, die Laiki Bank wird zerschlagen, die Besitzer üppig gefüllter Bankkonten über 100.000 Euro werden viel Geld verlieren und auch die größte Bank Zyperns, die Bank of Cyprus wird ihre vermögenden Kontobesitzer schröpfen. Ein massiver Angriff auf Zyperns Geschäftsmodell - der deutsche Finanzminister Wolfgang Schäuble macht keinen Hehl daraus, dass die deutsche Bundesregierung das immer wollte.

Mit der neuen Lösung werden die kleineren Sparer in Zypern nicht mehr zur Kasse gebeten - Eine Zwangsabgabe für alle Kontohalter hatte ja die Eurogruppe noch vor einer Woche verlangt. Der Vorsitzenden der Eurofinanzminister Jeroen Dijsselbloem sieht kein Problem im Zickzack-Kurs: Wir haben gezeigt, dass die Eurozone mit ihren Problemen umgehen kann und dass wir für Integrität stehen.

Die Zypernrettung aber kann der neue Eurogruppenchef nicht als seinen Erfolg verkaufen - im Gegenteil. Wegen der Zuspitzung der Lage in Zypern in der vergangenen Woche hat EU-Ratspräsident Herman Van Rompuy das Heft in die Hand genommen. Er hat gemeinsam mit EU-Kommissionspräsident Barroso, dem Chef der Europäischen Zentralbank Draghi der IWF-Chefin Lagarde den Präsidenten Zyperns bearbeitet. Chefsache also. Was zeigt, wie verfahren die Situation war. Und dass Europa selbst beim nun fünften Euro-Krisenland immer noch keine Routine beim Retten hat.