Russland: "Zwangsabgabe ist Diebstahl"
Die Großkunden der zypriotischen Banken werden zur Kasse gebeten und sehr viele von ihnen stammen aus Russland. Daher war auch Moskau in der vergangenen Woche ein wichtiger Verhandlungspartner. Dementsprechend negativ sind die ersten Reaktionen auf die erweiterten Teilenteignungen bei den Konten über 100.000 Euro aus Russland.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 25.3.2013
Aus Moskau berichtet ORF-Korrespondent
Finanzplatz Zypern tot
Das Stehlen geht weiter, das ist der kurze Kommentar des russischen Premiers Dmitrij Medwedew zur Zypern-Rettung. Drastischer sind da schon die Meldungen in den Medien: Die wahren Bolschewiken würden nicht mehr in Moskau, sondern in Brüssel in der EU-Kommission sitzen, sagt etwa die Kreml-kritische Journalistin Julia Latynina. Bei den Bankabgaben, die auf hohe Einlagen verlangt werden, handle es sich nicht um eine Steuer, sondern schlicht um Diebstahl.
Die russischen Fernsehsender zeigen seit Tagen auf Zypern lebende Russen, die sich um ihr Geld sorgen und sich über die EU beschweren. Der Finanzplatz Zypern sei tot, ergänzt der Volkswirt Nikita Krichevski, es sei nur mehr eine Frage der Zeit, bis der große Exodus der Russen aus Zypern einsetze. Der Zypern-Plan sei kein Rettungspaket, sondern nur eine Form, Zypern abzuwickeln, da nach dem Wegfall des Bankensektors nicht klar sei, wovon die Insel leben solle.
Russisches Geld in der EU nicht "sicher"
Etwas differenzierter die Stellungnahme des Politikwissenschaftler Fjodor Lukjanov, dessen Position sich in der Regel mit der offiziellen Linie deckt: Russland hätte Zypern quasi aus der Portokasse retten können, meint Lukjanov, das sei wirtschaftlich aber sinnlos gewesen. Zypern Geld zu geben sei wie Geld in ein schwarzes Loch zu werfen.
In den Medien wird jetzt vor allem darüber diskutiert, über welche Kanäle in Zukunft russisches Geld am besten ins Ausland fließen soll. Viele Geschäftsleute würden nach Gibraltar ausweichen, heißt es, auch Singapur sei offen für russisches Kapital. Zypern habe hingegen ausgespielt. Alle Kommentatoren erwarten, dass der russische Exodus von der Insel bald beginnen werde. Man habe verstanden, dass russisches Geld - und besonders nicht ganz sauberes russisches Geld - in der EU nicht erwünscht und daher auch nicht sicher sei.