Osterklang: Händels "Solomon"
Der Argentinier Franko Fagioli gehört zu den erfolgreichsten Counter-Tenören der jüngeren Generation. Besonders in Georg Friedrich Händels berühmten Kastratenrollen überzeugt der Sänger Publikum und Kritik. Im Rahmen des Osterklang-Festivals verkörpert Fagioli in Händels Oratorium "Solomon" die Titelrolle.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 27.3.2013
Gottesfürchtig, weise, aber auch der Erotik nicht abgeneigt: So tritt der aus der Bibel bekannte König Salomo in Georg Friedrich Händels Oratorium in Erscheinung. In drei Szenen, die dem Alten Testament entnommen sind, zeichnete ein heute unbekannter Librettist zu Händels Musik ein differenziertes Bild des israelitischen Herrschers.
Wenn Franco Fagioli heute Abend in die Rolle des Salomo schlüpft, wird er hohe Erwartungen zu erfüllen haben, denn ob als Giulio Cesare oder als Ariodante: Der argentinische Countertenor konnte in der Vergangenheit schon in mehreren Händel-Partien überzeugen - wobei sein Fokus mehr auf den Opern des Barock-Komponisten liegt.
Es gehe ihm ähnlich wie zu Zeiten Händels, sagt Fagioli: Die italienischen Kastraten, die damals in London lebten, seien auf die italienische Oper spezialisiert gewesen; Händels Oratorien hätten sie nur gelegentlich gesungen. Er mache es heute ähnlich; wobei der ganz andere Charakter der Oratorien ihm dabei helfe, ein reichhaltigeres Bild von Händels Musik zu bekommen.
Heute mehr technisches Können
Schon als Jugendlicher hat der 1981 geborene Franco Fagioli einen Chor gegründet und geleitet; in Buenos Aires studierte er Gesang und entschloss sich im Alter von 19 Jahren, Countertenor zu werden. Er habe gar nicht gewusst, dass man als Mann professionell in hohen Lagen singen könne - bis er eine CD mit Pergolesis "Stabat Mater" gekauft habe.
2011 erhielt Franco Fagioli den italienischen Premio Abbiati - als erster Countertenor überhaupt. Über diese renommierte musikalische Auszeichnung habe er sich besonders gefreut, denn in Italien seien Countertenöre eigentlich wenig populär, sagt Fagioli. Aber vielleicht sei der Preis ja ein Zeichen steigender Anerkennung dieses Fachs.
Das technische Können heutiger Countertenöre sei weit höher als noch vor 20 Jahren, so der Sänger. Und das sei gut so, denn Partien zu singen, die früher Kastraten vorbehalten waren, setze solche technischen Fertigkeiten voraus.
Neben Franco Fagioli und seinen Solistenkollegen sind heute Abend in Händels Oratorium "Solomon" der Chorus sine nomine und das Orchester Wiener Akademie zu hören. Dessen künstlerischer Leiter Martin Haselböck ist erkrankt, statt ihm steht im Theater an der Wien der Brite Matthew Halls am Dirigentenpult.
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Theater an der Wien - Solomon
Franco Fagioli