Italien steuert auf wirtschaftliches Drama zu

Je länger Italien nach einer Regierung sucht, desto mehr wird es zum Problemfall für die Eurozone sowie für internationale Anleger. Mit der politischen Hängepartie riskiert das Land, wirtschaftlich erneut an Boden zu verlieren. Ratingagenturen halten das Land wieder unter scharfer Beobachtung. Italien ist nicht nur Europas drittgrößte Volkswirtschaft, es ist auch der drittgrößte Staatsschuldenstaat der Welt.

Abendjournal, 29.3.2013

"Liberalisierungsschritte nur angekratzt"

Die ökonomischen Eckdaten offenbaren die prekäre Lage. Zwar liegt die Neuverschuldung Italiens wie in den Maastricht-Kriterien der EU festgelegt bei drei Prozent, aber nur weil die Wirtschaftsleistung erneut gesunken ist. Die italienische Staatsverschuldung beträgt 120 Prozent des BIP. Die Arbeitslosenquote nähert sich der Zwölf-Prozent-Marke.

Fast jeder zweite ohne Job ist ein Jugendlicher. Bleibt Italien in den kommenden Monaten ohne Regierung, dann bahne sich ein Drama an, analysiert Valentin Hofstätter von Raiffeisen International. Der Reformkurs von Mario Monti habe zu wenig bewirkt: "Alle diese Liberalisierungsschritte wurden gerade einmal angekratzt und wenn Italien hier nicht weitermacht, dann wird es wirtschaftlich weiter zurückfallen und dann ist auch nicht absehbar, dass sich zum Beispiel der Arbeitsmarkt auf Dauer verbessert."

Auswirkungen auf Österreich

Aus dem Problemfall könnte so bald ein Rettungsfall für die Eurozone werden. Noch gehen die Investoren jedoch davon aus, dass Italien aus dem Tief kommt. Für die Unternehmer, so Hofstätter, bleibt die Lage noch länger ernst: "Die Erholungsbewegung, die irgendwann einmal kommt, wird sehr flach ausfallen, wird kaum Arbeitsplätze oder Investitionen schaffen. Damit gräbt sich Italien immer weiter in ein wirtschaftliches Loch."

Die Krise in Italien wirkt sich unmittelbar auf Österreich aus. Die Zahl der Exporte ist in den vergangenen Monaten um mehr als fünf Prozent gesunken.