Arbeitslosigkeit plus zehn Prozent
Wegen des langen Winters und der Flaute am Bau war die Arbeitslosigkeit in Österreich um zehn Prozent höher als vor einem Jahr. Ende März waren 366.277 Menschen ohne Job, 76.232 von ihnen in Schulung beim AMS. Nach EU-Berechnungsmethode entspricht dies einer Quote von 4,8 Prozent, nach heimischer Methode 7,7 Prozent.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 2.4.2013
(c) Pleul, DPA
Männerarbeitslosigkeit +14 %
Die Auswirkung der lange anhaltenden Kälte zeigt sich besonders in der Baubranche, und das wirkt sich vor allem in höherer Arbeitslosigkeit bei Männern aus: Im Vergleich zum März 2012 liegt sie nun um 14,1 Prozent höher. Bei den Frauen sind jetzt "nur" um 4,2 Prozent mehr ohne Job.
Allein am Bau explodierte die Zahl der Arbeitslosen um 27,2 Prozent oder knapp 10.000 Menschen auf 44.520 Arbeiter ohne Arbeitsstelle. Laut Sozialministerium leiden aber auch die Branchen Landwirtschaft, Teile des Tourismus und Gastronomie und der Gartenbau unter dem Winterwetter.
Machtlos gegen den Winter
"Schnee bis Ostern heißt, man kann gut Schneemänner, aber keine Häuser bauen", sagt Johannes Kopf, Chef des Arbeitsmarktservice (AMS). Gegen so einen Winter sind eben auch die meisten arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen machtlos, sagt Sozialminister Rudolf Hundstorfer und hofft auf den Frühling.
Im Bundesländervergleich gibt es nur eine positive Ausnahme - Tirol mit einem Rückgang um 0,9 Prozent, sagt AMS-Chef Kopf. Grund dafür seien der Tourismus und die Osterferien Ende März. Auf der anderen Seite steht Kärnten mit einem Anstieg der Arbeitslosigkeit um 18 Prozent, Oberösterreich 16 Prozent und Burgenland 15 Prozent. In Wien ist der Anstieg der Arbeitslosigkeit mit 6 Prozent zwar nicht ganz so hoch, aber hier gibt es einen Rekordwert bei den Schulungsteilnehmern.
Wenig Beruhigendes
Der Winter erklärt zwar vieles an den aktuellen Zahlen, aber nicht alles. Zum Sondereffekt "langer Winter" kommt noch die Wirtschaftskrise dazu, sagt Kopf und verweist auf Anstieg auch in den andern Wirtschaftsbereichen. Bei den Langzeitarbeitslosen gab es einen Anstieg von 30 Prozent - das ist aber noch nicht beunruhigend, sagt AMS-Chef Kopf, weil nur 2,1 Prozent aller Arbeitslosen länger als 12 Monate auf Jobsuche, also Langzeitarbeitlose, sind. Andererseits ist die Tatsache, dass es um vier Prozent weniger Lehrstellensuchende gibt, auch nicht wirklich beruhigend. Das liegt an der Bevölkerungsentwicklung, also daran, dass es einfach weniger Jugendliche gibt, die eine Lehrstelle suchen.
Dennoch Lichtblicke
Trotzdem ist die Beschäftigung gegenüber dem Vorjahresmonat um 22.000 Menschen gestiegen. Damit waren 3,36 Mio. Österreicher erwerbstätig. Zudem hätten laut Sozialminister Rudolf Hundstorfer (SPÖ) 60.000 derzeit Arbeitslose - "mehr als 20 Prozent aller Arbeitslosen" - eine Jobzusage und würden die Arbeit in den kommenden Tagen und Wochen antreten. Und noch eines hebt der Sozialminister hervor: Trotz dieser schwachen Werte sei Österreich seit 23 Monaten in Folge das Land mit der geringsten Arbeitslosigkeit in der EU.
Mit einer Entspannung, also niedrigerer Arbeitslosigkeit, rechnen die Experten für Mitte des nächsten Jahres.