Wahlkampfthema Wohnen aus Expertensicht

Die Regierungsparteien haben ein halbes Jahr vor der Wahl ihr Herz entdeckt für die Nöte rund ums Wohnen. Anlass, das Thema sachlich aus Expertensicht zu beurteilen. Und Experte Andreas Oberhuber ist jedenfalls ein Anhänger der Zweckwidmung der Wohnbauförderung, wie er im Ö1 Morgenjournal sagt. Skeptisch ist er gegenüber Einkommensprüfungen in Sozialwohnungen.

Wohnhaus mit Balkon

(c) Kumm, dpa

Morgenjournal, 3.4.2013

Wohnbau-Experte Andreas Oberhuber im Gespräch mit Christl Reiss

Realistische Ziele

Die Wiedereinführung der Zweckbindung wäre auf jeden Fall sinnvoll, um das wohnungspolitische Ziel zu erreichen, so Oberhuber: nämlich die erforderlichen Mittel für geförderten Wohnbau langfristig sicher zu stellen, also einen Zustand wieder herbei zu führen , wie er bis 2001 gegolten hat. Die Maßnahme hätte auch positive, also dämpfende Auswirkungen auf die Wohnungspreise und Mieten, wenn damit der Einbruch beim Wohnungsneubau aufgehalten werden könne. Vor allem in den Ballungsräumen bestehe ein zu geringes Angebot an geförderten Wohnungen. Und dort würde ein größeres Angebot an geförderten Neubauwohnungen langfristig niedrigere Wohnkosten gewährleisten, so Oberhuber. Das Ziel der SPÖ, dass 5.000 bis 10.000 geförderte Wohnungen zusätzlich pro Jahr fertig gestellt werden, ist nach Ansicht des Experten realistisch.

Zweifel an Einkommensprüfungen

Positiv beurteilt Oberhuber auch den ÖVP-Vorschlag, dass die Pensionskassen mehr Geld in die Wohnbauförderung investieren dürfen und dass Wohnbaubanken mit Pensionskassen verflochten werden. Das würde Eigenkapital für den Wohnbau mobilisieren, Investitionen im Inland bewirken und sichere Renditen bringen.

Weniger erwärmen kann sich der Experte für die ÖVP-Forderung, in Sozialwohnungen die Erfüllung der Einkommenskriterien zu überprüfen. Die Frage sei dabei, ob das auch für andere geförderte Wohnungen zu gelten habe und ob der Verwaltungsaufwand regelmäßiger Einkommensprüfungen nicht zu hoch wäre.

Jedenfalls sollten mehr als die derzeitigen zweieinhalb Milliarden Euro in den Wohnbau fließen, sagt Oberhuber. Im Jahr 2009 seien es noch drei Milliarden gewesen, dieser Betrag sollte jedenfalls wieder angehoben werden.