Prag hisst EU-Flagge

Mit ziemlich großem Pomp hat der tschechische Präsident Milos Zeman dem Rest Europas und vor allem seinem Gast, EU-Kommissionspräsident Barroso, heute gezeigt, dass nach dem EU-Skeptiker Klaus ein neues Kapitel der Beziehungen aufgeschlagen wird. Zeman ließ die EU-Flagge wieder hissen und positionierte sich klar als Anhänger der EU-Integration. „Sein“ Regierungschef Necas hatte unterdessen dringendere Probleme mit Barroso zu besprechen.

Abendjournal, 3.4.2013

Aus Prag,

ESM ratifiziert

Beim Fortissimo der EU-Hymne hörte man sie weniger laut – die Pfiffe der Zaungäste vor der Prager Burg, die sich dagegen wehren, dass jetzt auch hier wieder die EU-Fahne weht. Aber Jose Manuel Barroso und Milos Zeman waren mit Freuden gekommen um die große Ode auf Europa zu singen. In Europa, so Zeman, wehe die Fahne nur auf dem Buckingham Palast nicht, aber er sei nicht die Königin von England.

Sprachs und setzte neben dem Bonmont auch eine politische Tat von rechtlicher Relevanz. Als letztes EU-Land hat Tschechien heute den permanenten Euro-Rettungsschirm ratifiziert. Sei man zurück im Mainstream? Nein weiter, meint Zeman, er sei Kerneuropäer: Europa braucht eine gemeinsame Außenpolitik, Verteidigungspolitik und auch Fiskalpolitik, sagt Zeman, Welten entfernt von seinem Amtsvorgänger. Der europäische Gast ist sichtlich angetan. Jose Manuel Barroso sieht jetzt nicht nur Tschechien wieder auf Kurs, sondern das Schlimmste in der Eurokrise vorbei.

Dabei gibt es mit Prag sehr wohl noch Meinungsverschiedenheiten, die er danach mit Regierungschef Necas diskutiert. Tschechien, das pro Kopf mehr Geld aus den Kohäsionsfonds bekommt als irgendein anderes EU-Land muss sich bei der Verteilung am Riemen reißen. Necas verspricht Reformen und kommentiert dann auch die Sache mit der Fahne ganz lapidar. Die Prager Burg sei ein Verwaltungsgebäude, ob da eine Fahne wehe oder nicht, ändere die Außenpolitik nicht.