Tschechien: Klaus geht, Zeman kommt

Der neugewählte tschechische Staatspräsident Milos Zeman (68) hat heute sein Amt übernommen. In der Prager Burg legte Zeman den von der Verfassung vorgeschriebenen Eid ab. Der einstige sozialdemokratische Regierungschef ist der dritte Präsident Tschechiens seit 1993 und folgt auf den neoliberalen Europakritiker Vaclav Klaus (71).

Mittagsjournal, 8.3.2013

Erstmals vom Volk gewählt

Der linksgerichtete Politiker Zeman hatte Ende Jänner die Stichwahl gegen den liberal-konservativen Außenminister Karel Schwarzenberg gewonnen. Unmittelbar danach ging der 68-jährige Zeman auf Konfrontationskurs zur rechtskonservativen Regierung, indem er vorgezogene Neuwahlen anregte. Von 1998 bis 2002 war er selbst Chef einer linksliberalen Minderheitsregierung gewesen. Zeman ist der erste tschechische Präsident, der direkt vom Volk und nicht vom Parlament gewählt wurde.

Berüchtigter Sprücheklopfer

Der durch seine Sprüche und Bonmots bekannte Zeman bleibt auch als Politiker in Erinnerung, der mit irritierenden Aussagen in den Beziehungen zum Ausland für Konflikte gesorgt hatte. Viel Ärger handelte er sich in Wien ein, als er 2002 in einem Interview erklärte, je früher Österreich "Jörg Haider und seine postfaschistische Partei loswird, desto besser". Bald danach bezeichnete Zeman, der fließend Englisch und Russisch spricht, die Sudetendeutschen als "fünfte Kolonne von Adolf Hitler", die mit der Vertreibung noch milde davon gekommen seien. Für die Österreicher bleibt Zeman auch als Unterstützer der EU-14-Sanktionen gegen die schwarzblaue Regierung und als Ehrengast bei der Inbetriebnahme des südböhmischen Atomkraftwerks Temelin in Erinnerung.

In den Jahren 1968 bis 1970 war Zeman KP-Mitglied, 1970 wurde er aber ausgeschlossen, weil er mit dem Einmarsch der Warschauer-Pakt-Truppen in die damalige Tschechoslowakei nicht einverstanden war. Er ist zum zweiten Mal verheiratet und Vater eines Sohnes aus erster Ehe und einer Tochter aus zweiter Ehe. (Text: APA, Red.)