USA wollen Nahost-Schlüsselrolle der Türkei

Die USA machen Druck, um den Nahost-Konflikt aus der Sackgasse zu holen. Außenminister Kerry wird heute mit israelischen und palästinensischen Politikern zusammentreffen. Erste Station seiner Nahost-Reise war aber Istanbul. Die USA sehen die Türkei als Drehscheibe für diese Region und haben sich deshalb bemüht, die Beziehungen zwischen Ankara und Jerusalem zu kitten.

Morgenjournal, 8.4.2013

Aussöhnung mit Israel

An der Türkei führt kein Weg vorbei. Zumindest nicht in der Nahostpolitik. So verstehen türkische Politiker und Journalisten den Besuch des US-Außenministers John Kerry, bevor er nach Ramallah weiter reiste. Immerhin hat Kerry selbst gesagt, die Türkei könne eine Schlüsselrolle für einen Nahostfrieden spielen. Deshalb, so Kerry, sei es für die USA wichtig, dass die Beziehungen zwischen der Türkei und Israel wieder voll normalisiert würden. Die waren schwer beschädigt, seit eine israelische Kommandoeinheit vor drei Jahren ein türkisches Hilfsschiff für Gaza angegriffen und dabei neun Türken getötet hat. Doch diese Beziehungen seien nicht nur für die Stabilität der Region wichtig, sondern auch für den Friedensprozess, so Kerry. Kurz davor hatte der türkische Außenminister mit den Chefs der rivalisierenden Palästinenser-Parteien Hamas und Fatah telefoniert. Die beiden zerstrittenen Gruppen miteinander zu versöhnen, ist der Türkei ein Anliegen. Und das kommt auch den Plänen der USA entgegen.

Die Aussöhnung mit Israel wird von der Türkei allerdings sehr vorsichtig betrieben. Immerhin handelt es sich um eine 180-Grad-Wendung, auf die man die Basis der regierenden AKP erst einstimmen muss. Man dürfe nicht vergessen, dass es sich beim israelischen Angriff auf die Mavi Marmara um ein sehr schmerzhaftes Ereignis gehandelt habe, sagt Außenminister Davutoglu. Zuerst müssten die Familien der neun türkischen Opfer den Schmerz überwinden. Er habe unlängst mit diesen Familien Kontakt gehabt und dabei festgestellt, dass sie noch nicht so weit seien.

Erdogan als Brückenbauer

Bei seinen Gesprächen mit den Chefs von Hamas und Fatah dürfte der türkische Minister auch über den geplanten Besuch von Regierungschef Erdogan in Gaza gesprochen haben. Ursprünglich wollte Erdogan mit dieser Reise Israel in die Schranken weisen. Das war, als die Beziehungen zwischen Ankara und Jerusalem auf dem Tiefpunkt waren. Jetzt könnte Erdogans Reise eine andere Bedeutung bekommen. Die USA wollen nämlich, dass er nicht nur Gaza besucht, sondern auch Ramallah, die Hauptstadt der Palästinensischen Autonomiebehörde, also das Machtzentrum der Fatah. Wenn er das tut, müsste er allerdings über israelisches Gebiet fahren, und das hieße dann wohl auch, die israelische Hauptstadt besuchen.

Doch bevor sich die Türkei in dieser Rolle des Brückenbauers sonnen konnte, kam aus Israel bereits die kalte Dusche. Man könne sich derzeit eine Vermittlung der Türkei nicht vorstellen, sagt Israels Außenministerin. Doch die türkische Nahost-Diplomatie wird in den nächsten Wochen auf Hochdruck arbeiten. Denn wenn Erdogan am 18. April den US-Präsidenten besucht, will er als bedeutender Partner im Friedensprojekt Nahost empfangen werden.

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