Weiter Streit um Drogensubstitution
Rund 30.000 Menschen in Österreich sind drogenabhängig. Mehr als jeder zweite Suchtkranke wird in der Substitutionstherapie mit Ersatzmedikamenten behandelt. Kritik an dieser Behandlung ist in den vergangenen Monaten aus dem Innenministerium gekommen. Konkret geht es dem Bundeskriminalamt um das am häufigsten verschriebene Substitutionsmittel. Ärzte und Drogenbeauftragte verwehren sich gegen die Zurufe von außen und fordern Therapiefreiheit.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 17.4.2013
Kein Anstieg auf Schwarzmarkt?
Ärzten, die Suchtkranke behandeln, stehen derzeit drei Substanzen zu Verfügung: Methadon, Buprenorphin und retardierte Morphine. Geht es nach dem Bundeskriminalamt, sollen die retardierten Morphine nicht mehr verschrieben werden. Denn die Substanz werde immer häufiger am Schwarzmarkt weiterverkauft. Tatsächlich seien nur 0,14 Prozent der verschriebenen retardierten Morphine am Schwarzmarkt aufgegriffen worden, entgegnet der Drogenbeauftragte der Stadt Wien, Michael Dressel. Es habe keinen dramatischen Anstieg gegeben, überhaupt im Vergleich mit der aufgegriffenen Menge an Heroin.
Vorreiter Österreich
Laut Bundeskriminalamt werden retardierte Morphine außer in Österreich nur in Slowenien und Bulgarien eingesetzt. Dass Österreich hier rückständig sei, lässt der Arzt und Substitutionsexperte Alexander Springer nicht gelten. Zum einen bräuchten manche Länder, wie Großbritannien keine retardierten Morphine, weil dort zur Behandlung auch Heroin zugelassen sei. Zum anderen gebe es in Frankreich, Deutschland und der Schweiz Bestrebungen, auch retardierte Morphine einzusetzen. Österreich sei da eigentlich ein Vorreiter.
Vorzeigbare Erfolge
Für Ärzte und Patienten sei es wichtig, dass es mehrere Präparate gibt, denn jede Substanz habe andere Nebenwirkungen, so Springer. Wenn man eine Substanz verbiete und andere auf dem Markt lasse, beeinträchtige man die Qualität der Behandlung.
Die Erfolge hätten über Jahre gezeigt, wie wirksam die Substitutionstherapie sei, so der Tenor der Ärzte: Weniger Drogentote, weniger HIV und Hepatitis-Infektionen und weniger Begleitkriminalität unter den behandelten Suchtkranken.