Boston-Anschlag:FBI muss sich rechtfertigen
Der Islam werde angegriffen und Dschihadisten müssten ihn verteidigen - dieses Motiv hat der verletzte Boston-Attentäter Dschochar Zanajew gegenüber den Ermittlern genannt. Ob die Anschläge hätten verhindert werden können, zumal Tamerlan Zanajew wegen islamistischer Überzeugungen ins Visier des FBI geraten ist, war auch Thema im US-Kongress.
8. April 2017, 21:58
(c) EPA
Morgenjournal, 24.4.2013
Unangenehme Fragen
Vertreter der Bundespolizei FBI mussten am Dienstag in Washington hinter verschlossenen Türen Kongressabgeordneten Rede und Antwort stehen. Dabei ging es insbesondere um die Frage, wie das FBI den getöteten mutmaßlichen Attentäter Tamerlan Zarnajew, den es vor zwei Jahren bereits wegen mutmaßlicher islamistischer Überzeugungen im Visier hatte, wieder aus dem Blick verlor.
Senatoren sagten nach der Auskunft durch FBI-Vizedirektor Sean Joyce und andere Behördenvertreter, sie hätten diesen unbequeme Fragen gestellt. Dabei sei es insbesondere um den Informationsfluss zwischen Polizei und Geheimdiensten gegangen. Senator Saxby Chambliss aus Georgia meinte allerdings: "Ich sehe jetzt noch keinen, der im entscheidenden Moment versagt hat." Die Parlamentarier ergänzten, sie könnten einen NBC-Bericht nicht bestätigen, wonach die US-Kriege in Afghanistan und im Irak das Motiv für das Attentat waren und die Sprengsätze mithilfe von Feuerwerkskörpern gebaut wurden.
Aussagen im Krankenbett
Unterdessen zeige sich Dschochar Zarnajew in den Gesprächen mit den Ermittlern an seinem Krankenbett in einer Bostoner Klinik kooperativ, hieß es. Weder er noch sein Bruder Tamerlan hätten Kontakt zu ausländischen Terrorgruppen gehabt, soll er gesagt haben. Ein Regierungsbeamter unterstrich jedoch gegenüber dem Sender CNN, dass die Aussagen des Verdächtigen noch überprüft werden müssten. Dschochar Zarnajew bezichtigt den Berichten zufolge seinen Bruder Tamerlan, die treibende Kraft hinter den Anschlägen auf den Boston-Marathon gewesen zu sein. Der Ältere habe sich vom Heiligen Krieg motivieren lassen und den Islam retten wollen.
Bombenpläne aus dem Internet
Wie es weiter hieß, gehen Ermittler auch der Frage nach, inwieweit die Brüder die Informationen zum Bombenbau dem von der Terrorgruppe Al-Kaida auf der arabischen Halbinsel auf Englisch im Internet veröffentlichte Onlinemagazin "Inspire" entnommen haben könnten. Andere Quellen hätten jedoch drauf hingewiesen, dass solche Bombenbauanleitung unter Verwendung von Schnellkochtöpfen auch von anderen Gruppen ins Netz gestellt worden seien, hieß es.
Unterdessen brach die Frau von Tamerlan Zarnajew ihr Schweigen und sicherte den Ermittlungsbehörden ihre Mithilfe zu. Die 24-Jährige, die 2010 Tamerlan Tsarnaev geheiratet hatte und mit ihm eine dreijährige Tochter hat, ließ am Dienstag von ihren Anwälten eine Erklärung verlesen, in der sie mitteilte, sie sei erschüttert, dass ihr Mann und dessen Bruder in den Anschlag verwickelt seien. "Das war ein vollkommener Schock", sagten die Anwälte. (Text: APA, Red.)