Zinsen: OeNB-Nowotny verteidigt Rekordtief

Die Zinssenkung der EZB auf ein historisch niedriges Niveau sei eine Reaktion auf sehr schwache wirtschaftliche Entwicklung, sagt OeNB-Gouveneur Ewald Nowotny: "Wir sind in einem wirtschaftlichen Einbruch, und daher ist es richtig gegenzusteuern."

Morgenjournal, 3.5.2013

Nationalbank-Gouverneur Ewald Nowotny im Gespräch mit Volker Obermayr

Erleichterung für Unternehmer

Das Hauptproblem sei derzeit die mangelnde Nachfrage nach Krediten, sagt Nowotny im Ö1-Interview. Unternehmer würden nicht investieren, wenn sie keine guten Aussichten sehen, ebenso hielten sich die Konsumenten zurück. Als Notenbank könne man nur die Angebotsseite positiv beeinflussen, und das bedeute Erleichterungen für Unternehmer, aber auch für Inhaber von Wohnungskrediten. Außerdem könne sich die Finanzierung im öffentlichen Bereich verbilligen.

Langfristige Ausrichtung

Die EZB wolle weiterhin die Geldversorgung erleichtern und "längere Zeit" an der Politik der niedrigen Zinsen festhalten. Damit wüssten Investoren, worauf sie sich einlassen können. "Das sind aber alles Voraussetzungen. Wir allein können Konjunktur nicht schaffen." Nowotny zitiert bei der Gelegenheit Maynard Keynes: "Man kann die Pferde zur Tränke führen, saufen müssen sie selbst."

"Medikament mit Nebenwirkungnen"

Nachteile für die Sparquote befürchtet Nowotny nicht: Zwar sei das niedrige Zinsniveau ein Nachteil für Sparer, aber das Sparverhalten der Menschen hänge weniger von den Zinsen als von deren verfügbarem Einkommen ab. Der Wertverlust durch die über dem Zinsniveau liegende Inflation sei "die Nebenwirkung eines wichtigen Medikaments. Die soll man nicht unterschätzen, aber ich glaube, dass für eine Volkswirtschaft insgesamt die Fragen von Beschäftigung und damit von Wachstum wichtiger sind, weil gerade diese Faktoren die Sparmöglichkeit ganz wesentlich beeinflussen."