Erste Unterstützung für pflegende Kinder

Mehr als 40.000 Kinder und Jugendliche in Österreich pflegen regelmäßig ihre kranken Angehörigen - doppelt so viele wie vor kurzem noch gedacht. Das zeigt die erste umfassende Studie zum Thema, die seit wenigen Monaten vorliegt. Jetzt gibt es die ersten Maßnahmen zur Entlastung der Betroffenen.

Morgenjournal, 10.5.2013

Hilfe beim Hausbesuch

Von Hilfe beim Aufsetzen und Waschen über Kochen bis hin zum Umbetten - die Pflege von Angehörigen trifft nicht nur Erwachsene, sondern auch viele Minderjährige - ein Thema das bis vor kurzem öffentlich kaum wahrgenommen wurde. Um diese Kinder und Jugendlichen künftig besser zu unterstützen, werden nun die Pflege-Hausbesuche genutzt, die es jährlich ohnehin gibt, sagt Sozialminister Rudolf Hundstorfer (SPÖ): Von 440.000 Pflegegeldbezieher würden 20.000 zur sogenannten Qualitätskontrolle zu Hause besucht. Wenn nun unter diesen besuchten Menschen Kinder und Jugendliche seien, werde man ihnen gewisse Unterstützung anbieten, so Hundstorfer.

Aushilfe für "Urlaub"

Außerdem soll Kindern die "Auszeit" von der Pflege näher gebracht werden. Damit sie etwa auf Schulskikurs mitfahren können, ohne sich Sorgen um Mutter oder Vater machen zu müssen, wird bis zu vier Wochen pro Jahr eine Ersatzkraft gefördert. Die Kinder sollten einigermaßen unbeschwert Urlaub machen können, so Hundstorfer. Während dessen werde der Pflegebedürftige sachkundig betreut. "Dieser Zugang steht bereits seit vielen Jahren offen, aber wir sind draufgekommen, dass hier sehr großes Informationsdefizit besteht." Und dieses Defizit will das Sozialministerium jetzt abbauen.

Kaum erforschtes Gebiet

Die Aufmerksamkeit für pflegende Kinder zu erhöhen und am Thema dran zu bleiben, dass müsse insgesamt das Ziel sein. Dazu und zur Frage wie den Betroffenen am besten geholfen werden kann, läuft zur Zeit eine weitere Studie. Auch international gibt es dazu bisher nämlich kaum Arbeiten, sagt Hundstorfer. Und mit herkömmlichen Hilfsangeboten wie Beratungsstellen sei gerade an Kinder schwer heranzukommen. "Bei allem tollen Engagement, das von den Kindern und Jugendlichen kommt, aber es sind Kinder. Und wir sollten ihnen als Gesellschaft sehr behilflich sein." Erste Ergebnisse der neuen Pflege-Studie werden im Herbst veröffentlicht.