206. Soziokratisches Zentrum Österreich

Das Soziokratische Zentrum Österreich befindet sich derzeit in Gründung, im Herbst werden wir es eröffnen.

Was aber ist denn Soziokratie?

Sie ist eine hilfreiche Struktur wo auch immer Menschen miteinander am Weg sind (Vereine, Firmen, Schulen, Projekte, NGOs, Gemeinschaften, Politik...) und hilft, dass
- jedeR gehört wird (durch kreisförmige Redekultur braucht niemand um ihr/sein Wort kämpfen)
- Vertrauen untereinander entsteht
- die Weisheit der Gruppe erblüht
- Menschen ihre Potentiale entfalten können
- Menschen durch Wertschätzung und Zutrauen ermutigt werden, Verantwortung und Aufgaben zu übernehmen
- durch die Verteilung der Aufgaben auf viele Menschen einzelne nicht ausbrennen
- Fehler als wichtige Lernschritte erkannt werden, also mit Fehlern offen und lernfreudig umgegangen wird
- die Beteiligung in Organisationen stark steigt
- die Beteiligung von Frauen in Organisationen ebenfalls stark steigt
- im Sinne der gemeinsamen Ziele gearbeitet wird anstatt im Sinne eigener Interessen oder Vorstellungen
- die Arbeit freudvoller, leichter, effizienter und ressourcensparender wird
- Organisationen krisenfester und reaktionsfähiger bei Veränderungen werden
- "sowohl als auch" statt "entweder -oder" die gemeinsame Kultur prägt
- Meinungen geändert werden dürfen/können
- die geeignetsten Personen (und nicht die schnellsten, bereitesten, beliebtesten) in einer offenen Wahl und auf Basis von Argumenten gewählt werden
- Freude, Weisheit und Vertrauen wachsen.

Wie das geht?
Eben mit Hilfe dieser dynamischen Organisationsstruktur und - kultur (siehe auch "Grundlagen der Soziokratie" weiter unten...)

Die Soziokratie kommt ursprünglich aus den Niederlanden und ist dort seit den 1970er Jahren in ca 150 Firmen umgesetzt, in den USA sind es etwa eben so viele.
In Österreich gibt es bereits einige Gemeinschaftsprojekte, die sich soziokratisch strukturiert haben und die Erfahrungen sind äußerst gut. Wir stellen wachsendes Interesse fest und es kommen auch aus der Wirtschaft erste Anfragen.

Wir sind fest der Meinung, das dieses hilfreiche Werkzeug in die Welt gebracht werden will, damit wieder alle Menschen gehört werden und auch mitentscheiden können und nicht so viel Weisheit vergeudet wird.
Und unsere eigene Erfahrung zeigt, dass die Soziokratie ein geeignetes Werkzeug ist um den notwendigen gesellschaftlichen Wandel zu ermöglichen, denn die Strukturen, die die aktuellen Probleme haben entstehen lassen werden nicht zu ihrer Lösung beitragen können.



Und für alle näher Interessierten hier nun die

Grundlagen der Soziokratie

Die 4 Säulen der Soziokratie:

1.) Das Prinzip des Kreises
Die Soziokratie ist eine in Kreisen aufgebaute Struktur. Innerhalb eines Kreises sind alle gleichwertig (auch LeiterIn und DelegierteR). Gesprochen wird wie im Redekreis (im oder gegen den Uhrzeigersinn, die Sitzordnung gibt die Reihenfolge der RednerInnen vor). Gefühle sind erlaubt und erwünscht, sie werde als „Messdaten“ gesehen, die oft wichtige Hinweise sind.

2.) Der Konsent
Jeder Kreis entscheidet im Konsent, der in 3 Redekreisrunden mit Unterstützung einer/s Moderatorin/s erreicht wird:
bildgebende Runde:
der Vorschlag wird vorgestellt, alle nötigen Informationen werden in die Gruppe gebracht, Fragen werden beantwortet, bis alle das nötige Wissen haben, um über den Vorschlag entscheiden zu können.
1. Meinungsbildende Runde:
JedeR sagt die eigene Meinung zu diesem Vorschlag. Sowohl die Meinungen als auch der Vorschlag dürfen sich in diesem Prozess verändern. Die/der ModeratorIn fasst die Veränderungen des Vorschlags nach dieser Runde zusammen und schreibt sie am Flipchart oder am Computer mit powerpoint mit, sodass alle die Änderungen mitlesen können.
2. Meinungsbildende Runde:
die Meinung kann sich geändert haben, das wird jetzt von jeder/m mitgeteilt, der Vorschlag darf sich weiter verändern.
Konsentabstimmung:
per Handzeichen teilt die Gruppe ihre Zustimmung mit: ich bin einverstanden, ich habe einen einfachen Einwand, ich habe einen schwerwiegenden Einwand und sehe das Erreichen unserer Ziele gefährdet, wenn wir das so machen.

Allermeistens ist der Vorschlag so gereift, dass er nun von allen mitgetragen werden kann, bei leichten Einwänden wird nachgefragt und sie dürfen auch bestehen bleiben.
Bei schwerwiegenden Einwänden im Sinne der Ziele („Wenn wir das tun, dann ist das Erreichen unserer Ziele gefährdet!“) wird der Vorschlag entweder verworfen und/oder ein neuer Vorschlag erarbeitet oder in äußerst dringlichen Fällen ein Mehrheitsentscheid durchgeführt, dafüür holt sich die Moderation die Zustimmung des Kreises.
Jeder schwerwiegende Einwand muss im Sinne der Ziele argumentiert werden!


3.) Die doppelte Verknüpfung
Die Arbeitskreise sind mit dem Leitungskreis doppelt verknüpft: Die/der ArbeitskreisleiterIn wird mit der Gründung eines bestimmten Aks beauftragt und ist verantwortlich für das Zusammenkommen und das Bearbeiten der Ziele dieses Aks. Im Rahmen der Ziele eines Arbeiskreises kann dieser AK autonom entscheiden.
Im AK wird von allen einE DelegierteR soziokratisch gewählt.
Der Leitungskreis setzt sich aus allen Deligierten und allen AK-LeiterInnen zusammen und ist das Steuerungsorgan mit Überblickfunktion der Organisation.
Jeder Kreis hat eine Leitung, auch der Leitungskreis. Der Leitungskreis ist mit einem Topkreis (Außenvernetzungskreis) soziokratisch verbunden. Die Leitung und die DelegierteN des Leitungskreises sind diesem Kreis gegenüber verantwortlich.

4.) Die soziokratische Wahl:
Menschen, die Funktionen und Aufgaben übernehmen sollen werden offen gewählt.
Dabei schlägt jedes Mitglied im Wahlvorgang eine Person für diese Aufgabe vor und begründet ihre Wahl durch ehrliche Argumente in einer ersten Meinungsrunde.
In der 2. Meinungsrunde können die Argumente anderer zur Meinungsänderung führen, sodass die Gruppe sich bald einig ist, wer die geeignete Person für diese Aufgabe ist.
Der soziokratische Prozess ermöglicht, dass die persönliche und sachliche Kompetenz sichtbar wird. So wird die geeignetste Person gewählt und nicht die beliebteste oder bereiteste.
Während der soziokratischen Wahl wird sehr viel Wertschätzung ausgesprochen und so werden Menschen ermutigt, Verantwortung zu übernehmen.
Prinzipien der soziokratischen Organisation:
Meinungen können geändert werden, auch Beschlüsse sind flexibel!
Es geht nicht um perfekte sondern um optimal machbare Lösungen auf Basis der derzeitigen Erkenntnisse und Ressourcen konstruktive Fehlerkultur: Fehler sind wichtige Lernerfahrungen, werden als Entwicklungschancen begriffen und können so offen behandelt werden.
„Störungen“ werden als Bereicherungen und wichtige Ergänzungen verstanden und bekommen einen guten Platz um weiter bearbeitet zu werden Hohes Maß an Transparenz: Alle Beteiligten haben Zugang zu den für die Entscheidung notwendigen Informationen Es gibt eine Kultur des „sowohl-als-auch“ statt „entweder-oder“ Es gibt die Hierarchie der Kompetenz, nicht der Macht (Macht mit statt Macht über) Alle Entscheidungen haben ein Ablaufdatum, also einen Zeitpunkt, an dem sie überprüft werden und entweder bewusst beibehalten oder verändert werden.
Jeder Kreis hat die Funktionen Leiten, Ausführen, Messen.
Ziel ist die Weisheit der Gruppe zu nützen, effizient mit den Ressourcen (Zeit, Geld, Nerven...) umzugehen und effektiv zu arbeiten.
Ziel ist die Potentiale der Einzelnen zum Erblühen zu bringen im Dienste der Vision Arbeite mehr mit ungefähr

Eingereicht von

katharina lechthaler