Entführungsdrama "Captive"

377 Tage lang dauerte 2001 und 2002 eine Entführung von 20 Touristen auf der Insel Palawan im Westen der Philippinen, mehrheitlich Filippinos aber auch amerikanischer Herkunft. Verantwortlich dafür zeichnete die islamistische Terror-Gruppe Abu Sayyaf, deren Ziel die Errichtung eines islamischen Gottesstaates auf den Südinseln der Philippinen ist. Nun hat der philippinische Regisseur Brillante Mendoza, die Ereignisse von damals für seinen Film "Captive" nachgestellt.

Mittagsjournal, 14.5.2013

  • Die Entführung

    (c) Equation

  • Isabelle Huppert

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  • Die Entführungsopfer im Wald

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Tumultartige Szenen in einem Hotelressort auf den Philippinen. Bewaffnete Männer stürmen in die Zimmer, nehmen Menschen mit, verschleppen sie in Booten aufs Meer hinaus. Erst dann wird klar, es handelt sich um eine Entführung durch islamistische Terroristen. Das Ziel ist Lösegeld. In der Gruppe herrschen die strengen Regeln des Korans, Hände und Füße von Frauen müssen bedeckt sein, Männer dürfen nur ihre Ehefrauen berühren.

Physischen Strapazen

Regisseur Brillante Mendoza stellt den Gefangenenalltag ins Zentrum seines realistisch gehaltenen Films, versucht, dem Kinozuseher beim Streifzug durch den Dschungel die psychischen, aber auch physischen Strapazen nahe zu bringen, man spürt fast die Ameisen am Körper krabbeln, die Feuchtigkeit auf der Haut. Fast alles hätte sich tatsächlich so abgespielt und vier Fünftel der Figuren wären real, meint Brillante Mendoza: "Ich habe auch einige Terroristen im Zuge der Recherchen persönlich kennengelernt, kaum zu glauben, dass derart freundliche Menschen derart gewalttätig sein können", so Mendoza weiter.

Ideologisches Gegengewicht

Einzig eine von Isabelle Huppert gespielte Hauptfigur, eine Missionarin, ist erfunden, als Frau und Christin ein starkes ideologisches Gegengewicht zu den selbsternannten Al-Kaida-Kämpfern. Sie leistet auch Widerstand, etwa bei Zwangsverheiratungen in der Gruppe. Doch zunehmend macht sich Verzweiflung breit, etwa dass die philippinische Regierung nichts unternehme, um die Geiseln zu retten.

Halbwüchsige mit Geborgenheitssehnsüchten

Der Film "Captive" erscheint auf den ersten Blick als Doku-Drama in Reportageform, das sich auf die Sichtweise der Opfer konzentriert. Auf den zweiten Blick hinterfragt Mendoza aber auch die Rolle der Armee, die seltsamen Deals mit den Entführern, zeigt neben Fanatismus auch menschliche Seiten der Terroristen, manchmal einfach nur Halbwüchsige mit Geborgenheitssehnsüchten.

Die Stärke in Mendozas Kino lag bisher in der Beiläufigkeit von Schilderungen, aus der gesellschaftliche und politische Missstände umso stärker fokussiert werden, eine Qualität, die diesmal weniger spürbar ist.