Hollande in Brüssel: Wege aus der Rezession

Seit heute ist es amtlich: Frankreich, die zweitgrößte Wirtschaft der EU, steckt in der Rezession, das Defizit ist höher als in der Eurozone erlaubt. Der französische Präsident hat heute der EU-Kommission in Brüssel einen Besuch abgestattet, von der er sich Erleichterungen beim Defizitabbau erhofft.

Abendjournal, 15.5.2013

Kein kranker Mann

Dass Frankreich der kranke Mann Europas sei, dagegen verwehrt sich der französische Präsident Francois Hollande heute in Brüssel. Frankreich habe Probleme, räumt er bei einem Besuch der EU-Kommission ein, doch im Vergleich zu anderen noch relativ überschaubare. Er verspricht Reformen und orientiert sich am erfolgreichen Nachbarn.

Vor zehn Jahren galt Deutschland als der kranke Mann Europas. Und eigentlich ist Frankreich schon damals nicht besser da gestanden. Aber die Deutschen haben gehandelt - und heute sind sie wettbewerbsfähig.

Die Parallele: Auch Deutschland hat sich damals um Defizitgrenzen nicht gekümmert. Das französische Defizit wird heuer knapp vier Prozent erreichen und dürfte im nächsten Jahr sogar noch etwas höher klettern. Die Fixierung auf Defizitgrenzen würde die Wirtschaft aber ganz abwürgen, fürchtet Hollande: Europa muss sich genauso für Wachstum einsetzten, wie es das zuletzt für den Defizitabbau getan hat.

Bei der EU-Kommission stößt Hollande damit durchaus auf Verständnis. Nicht heuer, sondern erst 2015 muss Frankreich die drei-Prozent-Grenze erreichen. Dass Frankreich damit bevorzugt behandelt werde, davon will EU-Kommissionspräsident Jose Manuel Barroso nichts wissen: Wir erwarten glaubwürdige Reformen - na sicher - von Frankreich, wie von allen anderen.

Was sie unter glaubwürdigen Reformen versteht, will die EU-Kommission Ende des Monats bekannt geben.