China: Fernsehen zur Image-Politur im Ausland

Manche Sendungen bringen es noch immer auf 70 Millionen Zuseher und mehr. Eine Senderfamilie von mehr als 40 Stationen. Ein Korrespondentennetz, das explodiert. Davon können TV-Stationen weltweit nur träumen. Doch bei China Central Television, bei CCTV, ist das Realität. Chinas Regierung nutzt die staatlichen Medien zunehmend, um ein positives Bild von China im Ausland zu erzeugen. Soft Power ist das Schlagwort der Stunde. Und CCTV soll dafür ein Vehikel.

Mittagsjournal, 16.5.2013

Aus Peking,

China will Präsenz vergrößern

Die Reporter des TV-Netzwerks melden sich, so hat man zunehmend das Gefühl, von überall auf der Welt. 49 Korrespondenten im Ausland hatte CCTV im Jahr 2010. 500 fixe Korrespondenten in mehr als 80 Büros weltweit sollen es bereits in drei Jahren sein. Längst gibt es auch einen 24 Stunden Nachrichtenkanal, der auf dem chinesischen Festland auf Englisch sendet. Und seit vergangenem Jahr auch CCTV America und CCTV Africa, die aus eigenen Studios in Washington und Nairobi in Kenya in englischer Sprache ausstrahlen. CCTV hofft damit Millionen von Sehern in den USA und in Afrika zu gewinnen. Bisher noch ein Wunschtraum.

Das Fernsehnetzwerk ist jedenfalls die Speerspitze beim Versuch der Regierung in Peking, chinesische Kultur zu verbreiten sowie politische Anliegen aus der Sicht Chinas darzustellen. Fast schon besessen scheinen Chinas Führer zu sein, wenn es um das Image des Landes nach außen geht. Soft Power – die kulturelle Strahlkraft eines Landes – gilt als wichtiger Bestandteil globaler Macht. Und China glaubt hier zu Recht beträchtliche Defizite zu haben. Besonders im Vergleich zu den USA.

Mangel an Glaubwürdigkeit

Die weltweite Expansion von CCTV soll Chinas Softpower stärken. Doch kämpft der Fernsehgigant dabei vor allem mit einem: mit einem Mangel an Glaubwürdigkeit: „Es ist ein Problem, dass CCTV mit anderen chinesischen Medien teilt. Es fehlt an Glaubwürdigkeit und Professionalität“ sagt Li Zhi, Kommunikationswissenschaftler an einer Pekinger Universität. „CCTV ist international keine Marke. Was die Technik, die Studios, die internationalen Büros betrifft kann CCTV längst mit der BBC oder CNN mithalten. Nicht aber wenn es um Ansehen und Popularität geht“ sagt Professor Li.

Was er uns nicht offen sagen will, das ist der Grund für den Mangel an Glaubwürdigkeit. Und der liegt auf der Hand. Es fehlt an journalistischer Freiheit und Unabhängigkeit. Zuhause unterliegen die chinesischen Programme von CCTV strengster Zensur. Hu Zhanfan, der Chef des Fernsehgiganten hat es jüngst so ausgedrückt: Reporter, die sich selbst als Journalisten sehen und nicht als Propaganda-Arbeiter und Sprachrohr der Partei, die haben ihre Rolle und Aufgabe nicht verstanden.
Bei CCTV America beteuert man das Gegenteil. Man sei kein Sprachrohr der chinesischen Regierung sagt Ma Jing, Generaldirektorin des amerikanischen Dienstes von CCTV mit Sitz in Washington jüngst in einem Radiointerview: „Journalistische Werte wie Objektivität, Wahrheit und Genauigkeit sind bei uns wichtiger als alles andere.“

Doch ist unbestritten, dass in den Chefetagen von CCTV in Peking hochrangige Parteimitglieder sitzen. Viele aus der Propagandaabteilung der KP und auch aus Abteilungen der Staatssicherheit. Ihr Zugriff auf programmliche Inhalte ist umfassend und absolut. Solange sich daran nichts ändert bleibt CCTV das was es bereits ist: die größte TV-Station der Welt, ein finanzieller Riese. Und gleichzeitig ein Zwerg geht um die journalistische Glaubwürdigkeit.

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