Kleine IT-Firmen als Übernahmekandidaten

Der Internetriese Yahoo kauft Tumblr um 850 Millionen Euro, der Gründer der Plattform David Karp (26) wird mit einem Schlag Multimillionär. Es ist nicht das erste Mal, dass ein aufstrebendes Technologieunternehmen von einem arrivierten Konzern gekauft wird. Denn die kleinen Unternehmen arbeiten oft effizienter und innovativer als die Big Player.

Morgenjournal, 22.5.2013

Verjüngung für Yahoo

Die Plattform Tumblr, im Jahr 2007 gegründet, wird vor allem von Teenagern genutzt - und das kommt Yahoo zu Gute, denn das fast zwanzig Jahre alte Internetportal habe beim jungen Publikum ein etwas angestaubtes Image, sagt Raiffeisen-Technologieanalyst Leopold Salcher. Und Tumblr erfreut sich steigender Beliebtheit, schon 300 Millionen Menschen verwenden die Plattform. Durch die Übernahme von Tumblr hofft Yahoo also, zusätzliche Nutzer zu gewinnen und durch Werbeinserate Geld zu verdienen.

Konkurrenz um kreative Köpfe

Tumblr ist nicht das erste kleine Technologie-Unternehmen, das von einer arrivierten Internetfirma gekauft wird. So hat sich etwa Facebook im Vorjahr den Fotodienst Instagram für umgerechnet 800 Millionen Euro einverleibt, und der mittlerweile populäre Videodienst YouTube wurde im Jahr 2006, damals noch als kleines Startup-Unternehmen, für 1,3 Milliarden Euro von Google gekauft. "Oft ist es so, dass ein anderer kreativer Kopf außerhalb der ohnehin innovativen großen Unternehmen eine Idee hatte und diese groß gemacht hat", sagt Analyst Salcher. Wenn die neuen Anwendungen, Programme oder Portale dann entsprechend viele Nutzer haben und als populär gelten, werden sie für die großen Firmen interessant. Weiters spiele eine Rolle, dass derartige Firmen aufgekauft werden, ehe die Konkurrenz zuschlägt. Deswegen seien auch die Preise und Bewertungen so hoch.

Weitere Kandidaten

Und der Trend dürfte noch weiter gehen, glaubt Salcher. Die Smartphone-Anwendung WhatsApp und das soziale Netzwerk Pinterest etwa gelten als begehrte Übernahmekandidaten, und auch der populäre Kurznachrichtendienst Twitter, den weltweit mehr als 200 Millionen Menschen nutzen, könnte bald von einem großen Konzern geschluckt werden: Salcher denkt dabei an Microsoft, Google oder Facebook . Der geschätzte Wert des Unternehmens Twitter liegt bei umgerechnet rund sechseinhalb Milliarden Euro.