Vinzi Rast mit Wohnprojekt "mittendrin"

27. April 2017, 15:40

"mittendrin" neben der Hauptuni

In ihrem Zimmer riecht es nach frisch gewaschener Wäsche. Seit Jänner hatte Christl auf der Straße gelebt, jetzt wohnt sie hier in der Währinger Straße. In der Gemeinschaftsküche im zweiten Stock kocht sie oft für die anderen Bewohner.

Von Christls Kochkünsten hat auch der 21-jährige Psychologiestudent Gerion schon profitiert. Mit seinem Mitbewohner Gerald, der bis vor kurzem in der Notschlafstelle untergekommen ist, kommt er gut zurecht.

Dass Obdachlose nicht den gängigen Vorurteilen entsprechen, haben Studierende bei der Audimax-Besetzung 2009 aus nächster Nähe miterlebt. Bei dem Protest für bessere Studienbedingungen quartierten sich damals auch Obdachlose im Hörsaal ein. Nach den Protesten
entstand die Idee für das einzigartige Wohnprojekt.

Haselsteiner verschenkt sein Haus

Fünf Minuten von der Hauptuniversität entfernt hat die Vision nun Gestalt angenommen. Der Bauherr Hans Peter Haselsteiner hat das Biedermeierhaus in der Währinger Straße gekauft und dem Verein von Cecily Corti geschenkt. Die Gründerin der Obdachlosen-Notschlafstelle Vinzirast sieht im neuen Projekt ein Experiment. Neben den Wohnungen gibt es Veranstaltungsräume im Keller und im ausgebauten Dach, eine Dachterrasse und ein Restaurant mit Gastgarten im Erdgeschoß.

Die Miete für ein Zimmer liegt zwischen 310 und 350 Euro. Das Interesse unter den Studierenden war sehr groß, erzählt Corti. Nach einem ersten Infoabend wurden einige zu weiteren Gesprächen eingeladen.

Dass Zusammenleben auch Konflikte birgt, ist allen Beteiligten klar. Bei regelmäßigen Treffen sollen mögliche Probleme besprochen werden. Wenn es Hilfe von außen braucht, ist immer ein ehrenamtlicher Mitarbeiter der Vinzirast als Ansprechpartner zur Stelle.