6.000 Fahrräder für New York

Wer in New York City von einem Ort zum anderen kommen will, der benützt die U-Bahn oder hält ein Taxi an. Ab heute gibt es eine weitere Option: Man kann eines von 6.000 Citibikes an mehr als 100 Stationen ausleihen und an einer anderen zurück geben. Nach jahrelangen Vorbereitungen und Verspätungen wird Bürgermeister Michael Bloomberg heute sein ökologisches Prestigeprojekt eröffnen.

Mittagsjournal, 27.5.2013

Viele ungeübte Radler

Das Projekt „Öffentliches Fahrrad“ ist einer der Versuche von Bürgermeister Bloomberg, den Verkehr in New York zu modernisieren, vielfältiger, grüner und auch billiger zu machen. Bereits voriges Jahr hätte es los gehen sollen, doch die Planung war schwierig, der Kampf um Flächen auf den Straßen langwierig und dann kam auch noch Hurricane Sandy und überflutete bereits angekaufte Fahrräder in einer Lagerhalle. Heute geht es los, und Radiomoderator wird von Bürgermeister Bloomberg gefragt, ob er denn schon angemeldet sei: Nein, ich nicht, aber ich wollte Sie fragen, Herr Bürgermeister, ob sie heute fahren werden? - Naja, ich weiß nicht, ich werde natürlich Oh und Ah sagen, und ich habe einen Zugangscode, aber ob ich selber aufsteige, das weiß ich noch nicht!

Wann er denn zuletzt Rad gefahren sei, will der Moderator wissen, und Bloomberg kann sich nicht erinnern. Er habe vor 10 Jahren ein Rad gekauft, weil ein Streik der Verkehrsbetriebe drohte, der habe dann aber nicht stattgefunden. Genau so geht es vielen New Yorkern, sie sind noch nie oder zuletzt als kleines Kind Rad gefahren. Kritiker des Radverleihs malen bereits Tausende Unfälle an die Wand, wenn ungeübte Radler plötzlich auf rabiate New Yorker Taxi- und Busfahrer treffen. Aber Bloomberg sagt: es sei eben ein Angebot, weder werde jemand gezwungen, es zu nützen, noch dürfe man den Menschen aber verbieten, mit dem Rad in New York zu fahren.

Der Markt werde letztlich auch entscheiden, ob vielleicht mehr Entleihstationen auch in den anderen Stadtteilen New Yorks errichtet werden, oder ob man die ganze Sache wieder aufgibt, weil sie nicht angenommen wird. Im Moment gibt es Stationen nur in Manhattan und Brooklyn. Man kann für 95 Dollar eine Jahresmitgliedschaft erwerben oder spontan für einen Tag oder eine Woche buchen. Immer jedoch muss eine einzelne Fahrt nach einer halben oder dreiviertel Stunde beendet sein und das Rad an einer Verleihstation wieder eingehängt werden. Die Bedingungen fürs Radfahren haben sich jedenfalls in den letzten Jahren stark verbessert, Hunderte Meilen Radwege und Radstreifen wurden angelegt und in den vergangenen Jahren sind viele New Yorker Pendler aufs Rad umgestiegen. Ob aber das Radverleihsystem funktioniert, getraut sich vorher niemand zu sagen. Es gibt sehr unterschiedliche Erfahrungen aus anderen Großstädten. Und auch unterschiedliche Probleme wie Vandalismus, Diebstahl, Unfälle. Vor allem in Europa werden Leihräder gut und gerne genützt, doch das könne man kaum vergleichen, die Lebensgewohnheiten der Amerikaner sind zu unterschiedlich.