Nawaz Sharif: Dritter Antritt als Premier

In Pakistan wird heute Nawaz Sharif als Ministerpräsident vereidigt. Der 63-jährige Chef der religiös-konservativen Muslimliga ist der erste Politiker in der turbulenten Geschichte Pakistans, der zum dritten Mal Premierminister wird.

Mittagsjournal, 5.6.2013

Porträt von Nawaz Sharif,

Selbstbewußter Nationalist

Nawaz Sharif ist ein alter Bekannter in der Weltpolitik. Unvergessen bleibt wohl, dass er es war, der 1998 die ersten Atomtests Pakistans anordnet. Seine Liebe zu dramatischen Inszenierungen und sein Wille zur Macht kommen eben immer wieder zum Durchbruch. Dementsprechend gestaltet der heute 63-jährige auch seine Wahlkampfreden. Er präsentiert sich als selbstbewusster Nationalist mit einem Schuss von Antiamerikanismus, das kommt in Pakistan immer gut an.

Dabei will der Sohn einer reichen Industriellen-Familie ursprünglich Karriere in der Wirtschaft machen, wird aber dann doch mit Hilfe einflussreicher Verwandter Regierungschef von Punjab. In Diktator Zia ul Haq findet er einen Förderer. Ihm nachzufolgen bleibt ihm verwehrt. Es ist Benazir Bhutto von der pakistanischen Volkspartei, die 1988 nach dem Tod Zia ul Haqs Regierungschefin wird, als erste Frau in einem muslimischen Land überhaupt.

Erst als Bhutto wegen Korruptionsvorwürfen abgesetzt wird, wird Sharif mit 40 Jahren Ministerpräsident. Aber Präsident Ishaq Khan muss bald feststellen, dass auch der neue Premier Korruption und Vetternwirtschaft nicht abgeneigt ist. Sharif muss gehen, es kommt wieder Bhutto.
Bei den Wahlen 1997 erringt Sharif einen großen Wahlsieg. Dass er General Pervez Musharraf unterschätzt, erweist sich als verhängnisvoller Fehler. Der von ihm zum Armeechef ernannte Musharraf putscht gegen ihn, Sharif muss für 7 Jahre ins Exil nach Saudi-Arabien: Musharraf hat mich aus dem Land gejagt.

Dabei ist er schuldig - er hat die Verfassung gebrochen, die Richter gefeuert, das Parlament aufgelöst - er soll vor Gericht gestellt werden, so Nawaz Sharif über seinen neuen besten Feind. Aber für persönliche Rache dürfte dem alten und neuen Regierungschef die Zeit fehlen. Auf ihn warten große Herausforderungen.

Mittagsjournal, 5.6.2013

Robert Uitz im Gespräch mit Hubert Arnim-Ellissen

Land ohne Strom

In Pakistan unterwegs war in den vergangenen Wochen ORF-Reporter Robert Uitz. Er sagt, das drängendste Problem Pakistans sei die Lösung der Stromkrise. In dem Land, in dem es zeitweise bis zu 50 Grad heiß ist, gibt es nur wenige Stunden Strom am Tag – keine Voraussetzung für eine regelmäßige Produktion zur Versorgung der Bevölkerung.