Wiener Festwochen: Abschied von Bondy
Mit der letzten Aufführung der zeitgenössischen Oper "Written on Skin" des Briten George Benjamin endeten gestern die Wiener Festwochen 2013. Damit ging auch die Ära des langjährigen Intendanten Luc Bondy zu Ende. Wegbegleiter, Freunde und das Team der Wiener Festwochen gaben ihm gestern Abend in einem Wiener Ringstraßen-Kaffeehaus einen Abschiedsempfang.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 18.6.2013
Der 16. Jahrgang der Wiener Festwochen war ein wenig wie ein guter alter Wein. Manches kam einem bekannt vor, aber insgesamt befand man sich im abgerundeten Bouquet. Allerdings könnte man wie immer von einem Cuvée sprechen, denn verschiedenste Trauben spielten hier mit.
Bondy, das bedeutet natürlich auch eine große Teamarbeit hinter den Kulissen, und da schnitt der in Wien immer wieder heftige von den Zeitungskommentatoren kritisierte musikalische Berater Stephane Lissner heuer gar nicht so schlecht ab: Eine Franz-Koglmann-Uraufführung, immerhin ein Wagnis, ein "Rigoletto", der musikalisch zwar wieder weniger überzeugte, aber in der Regie von Phlipp Stölzl immerhin anzeigte, wohin die Verdi- Trilogie der letzten Jahre hätte vorstoßen können und der absolute Höhepunkt mit George Benjamins "Written on skin".
Im Theaterbereich, den Stefanie Carp verantwortet hat, gab es wie immer viele kontroversiell aufgenommene Aufführungen, etwa von Romeo Castelluci und Nicolas Stemann, ein paar unerwartete Higlights wie "Die Wildente" oder "The Table", während große Theaternamen wie Lepage oder Marthaler manchmal eher enttäuschten. Luc Bondy blieb mit seinen zwei eigenem Inszenierunge auch auf hohem Niveau, eben guter alter Wein.
Und doch: Luc Bondy bleibt jung und im Geist neugierig, wie er das auch am Anfang seiner Ära war. Man denke nur, wie standhaft er damals Christoph Schlingensief verteidigt hatte mit seinem Ausländercontainer- Aktion vor der Oper, lange bevor man diesen bedeutenden Künstler für sakrosankt erklärte. Als Persönlichkeit gab der polyglotte Weltbürger den Festwochen ein eigenes, durchaus internationales Flair und er war sicher eher ein Ermöglicher als ein Verhinderer. Dass er vielleicht etwas zu lang hier Intendant war, bestreitet er nicht und dass eine durchdachtere, etwas weniger beliebigere Dramaturgie des Festivals gefragt ist, ist auch nicht zu bestreiten. Die Ausfransung im Allzuvielen, ist Gefahr, Konzentration gefragt. Dafür könnte Bondys Nachfolger Markus Hinterhäuser stehen.
Textfassung: Joseph Schimmer