Klimawandel: Keine Entwarnung

Die USA scheinen nach der jüngsten Rede von Präsident Obama den Klimawandel endlich ernst zu nehmen. Ein wichtiges Signal für den Klimaschutz weltweit - denn immer wieder wird von Fachleuten wie Politik diskutiert wie dramatisch sich das Klima ändert. Manche Studien sagen, die Erderwärmung schreite langsamer voran als vorhergesagt; dennoch: Von einer Entwarnung kann nicht die Rede sein. Langfristig bleiben die Prognosen weiterhin düster.

Mittagsjournal, 27.6.2013

Réka Tercza und Barbara Daser

Erderwärmung schreitet voran

Das Klima hat sich im vergangenen Jahrzehnt weltweit langsamer erwärmt, als bisher erwartet - und auch in den nächsten Jahren könnte sich dieser Trend fortsetzen - so das Ergebnis einer Klimastudie der Universität Oxford. Nicht mehr als 1-2 Grad Celsius soll sich demnach die Erde in den kommenden 40 Jahren erhitzen- weit weniger als in anderen Prognosen befürchtet.
Eine gute Nachricht, aber sie hat einen Haken: die Forscher haben den Temperaturanstieg auf Basis der CO2-Abgase in der Luft - bedingt vor allem durch unseren hohen Energieverbrauch - berechnet. Doch auch natürliche Klimaschwankungen, beispielsweise verursacht durch einen Vulkanausbruch, verstärken die Erderwärmung.

Diese sind aber nicht Teil der Studie und nur kurzfristig vorhersehbar, sagt Mojib Latif, Klimaforscher am deutschen Geomar-Institut für Meereswissenschaften: "Insofern kann man nur festhalten dass sich in den nächsten 40 Jahren die Temperatur der Erde weiter erhöhen wird, aber mit welcher Rate - das wird doch unsicher bleiben, weil eben doch noch diese natürlichen Klimaschwankungen eine Rolle spielen."

Alpen besonders betroffen

Sollte sich jedoch die Oxford-Studie für die nächsten Jahre bewahrheiten, also die 2-Grad-Marke nicht überschritten werden - so sei das kein Grund zum Aufatmen, meint die Leiterin des Instituts für Meteorologie an der Wiener Universität für Bodenkultur Helga Kromp Kolb; und fasst das wahrscheinlichste Klimaszenario für den Alpenraum zusammen: „In Österreich oder im alpinen Raum ist die Erwärmung immer stärker als im globalen Mittel. Zum einen weil wir am Land sind und nicht stark vom mehr beeinflusst sind zum anderen weil wir eine Gebirgsregion sind und die reagieren auch stärker. Das heißt 1-2 Grad im globalen Mittel würde in unserem Bereich 3-4 Grad entsprechen. Das ist schon eine gewaltige Veränderung“.

Die möglichen Folgen: Gletscher schmelzen, die Anzahl von Schädlingen nimmt zu. Steigt die Erderwärmung noch weiter an, sind größere Umweltkatastrophen, wie wochenlange Hitzewellen, Dürreperioden und Überschwemmungen, die logische Konsequenz, so die Expertin.

Treibhausgase viel zu hoch

Um diese zu vermeiden, müssten die klimaschädigenden Treibhausgase drastisch reduziert werden, so der allgemeine Tenor in der Umweltpolitik. Doch dann stellt sich die Frage: wieso hat sich die Erderwärmung verlangsamt, obwohl die Menge an Treibhausgasen in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten massiv zugenommen hat? Erst kürzlich wurde der symbolische Schwellenwert von 400ppm -parts per million- überschritten. So hoch war die CO2-Konzentration zuletzt vor über 3 Millionen Jahren. Der Klimaforscher Mojib Latif weiß die Antwort darauf: "Das liegt daran, dass diese Beziehung zwischen CO2 und Erdtemperatur eben nicht auf kurzen Zeitskalen gilt. Wenn man aber viele Jahrzehnte betrachtet, dann kann man den Zusammenhang einfach gar nicht missen/da eben in dem Maße wie das CO2 angestiegen ist auch die Erdtemperatur angestiegen ist.“

Klimafachleute weltweit sind überzeugt: um den Klimawandel einzudämmen, muss der CO2-Ausstoß reduziert werden (Stichwort Verkehr, Industrie oder Fleischkonsum). Der erste Schritt sei die Lösung des Problems auf nationaler Ebene, so die österreichische Klimaexpertin Helga Kromp-Kolb. Erst danach sei es sinnvoll, länderübergreifende Strategien zu entwickeln.

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