Rechnungshofkritik an Lehrer-Überstunden
Der Rechnungshof hat in einem heute veröffentlichten Prüfbericht untersucht, wie die Lehrer an Bundesschulen eingesetzt werden. Das ist deshalb besonders interessant, weil sich die Lehrergewerkschaft im Streit um ein neues Dienstrecht massiv gegen die Ausweitung der Lehrverpflichtung auf 24 Wochenstundenstunden wehrt. Dabei zeigt der Rechnungshof auf, dass sehr viele Bundeslehrer freiwillig mehr unterrichten - gegen gutes Überstundenentgelt.
8. April 2017, 21:58
(c) HOCHMUTH, APA
Mittagsjournal, 10.7.2013
"Dauermehrdienstleistungen"
Lehrer sind derzeit gefragt. So gefragt, dass an den Bundesschulen auch Studenten mit Sonderverträgen beschäftigt werden, die mit ihrem Studium noch gar nicht fertig sind. Ein Schub an Pensionierungen steht bevor, und auch die Neue Mittelschule erhöht die Nachfrage nach Lehrern. Den größten Teil der Personallücke decken die angestellten Lehrer selber ab, durch sogenannte "Dauermehrdienstleistungen" in einem Ausmaß, das der Tätigkeit von 5.200 vollbeschäftigten Lehrern entspricht. Bei einer Gesamtzahl von rund 36.000 Bundeslehrern. Der Rechnungshof sieht das sehr kritisch und bringt die umstrittene Erhöhung der Lehrverpflichtung ins Spiel. Zwei Stunden in der Woche mehr würden die Dauer-Überstunden um zwei Drittel reduzieren. Und die Überstundenpraxis beweise ja, dass die Lehrer zu mehr Unterricht bereit wären, stellen die Prüfer fest.
Ungleiche Lehrverpflichtungen
Gleichzeitig zeigt der Rechnungshof-Bericht aber auch deutlich, warum die Verhandlungen darüber so schwierig sind: Es gibt bei den Bundeslehrern zwar eine einheitliche Lehrverpflichtung von zwanzig Wochenstunden a 50 Minuten, aber diese zwanzig Stunden sind unterschiedlich viel wert: Eine Deutschlehrerin etwa muss dafür nur 17 Stunden in der Klasse stehen, ein Hauswirtschaftslehrer auf der anderen Seite fast 27 Stunden.
Für Tätigkeiten als Schulleiter, Administrator und für unterstützende technische Tätigkeiten von Lehrern wurden im untersuchten Schuljahr 2011/2012 Werteinheiten vom Unterricht abgezogen, die der Tätigkeit von 2.500 voll beschäftigten Lehrern entsprechen. Der Einsatz von Verwaltungsbediensteten an Stelle von Lehrern brächte mehr Unterrichtskapazitäten und Einsparungen von 13 Millionen Euro im Jahr, sagt der Rechnungshof. Auch das wird ja politisch diskutiert. Kritik üben die Prüfer daran, dass es keine gezielten Informationskampagnen des Ministeriums gibt, für welche Fächer wo besonders viele Lehrer gebraucht werden.