Schwere Vorwürfe gegen Wiener Ärztin

Die Wiener Patientenanwältin Sigrid Pilz erhebt gegenüber Ö1 schwere Vorwürfe gegen eine Wiener Ärztin. Diese biete in ihrer praktischen Ordination seit Jahren Schwangerschaftsabbrüche zum Billigtarif an. Sieben Frauen haben sich nach massiven Verletzungen an die Patientenanwaltschaft gewandt. Jetzt soll es eine Anzeige geben.

Morgenjournal, 11.7.2013

Patientinnen sind "für ihr Leben gezeichnet"

16 Mal ist in den vergangenen vier Jahren vor der Ordination die Rettung vorgefahren. Jedes Mal musste eine bei einem Schwangerschaftsabbruch verletzte Frau ins Krankenhaus gebracht werden. In anderen Einrichtungen komme so etwas so gut wie gar nicht vor, sagt die Wiener Patientenanwältin Sigrid Pilz. "Die Gebärmutter wurde in einigen Fällen durchstoßen. Die Patientinnen haben schwere Blutungen erlitten. Manchen mussten innere Organe entnommen werden und sie sind in der Folge für ihr Leben gezeichnet."

Das alles wisse die Ärztekammer und unternehme nichts, so Pilz. Der jüngste Fall sei erst vor wenigen Wochen passiert. Seit Jahren wisse die Ärztekammer Bescheid - darüber, dass die Frauen nicht ausreichend aufgeklärt werden und dass in der Praxis mit veralteten Methoden gearbeitet wird.

Magistrat zuständig?

Die Ärztin, die laut Patientenanwaltschaft für die Eingriffe Gynäkologen beschäftigt und selbst die Narkosen durchführt, schweigt zu den Vorwürfen - und zwar seit Jahren. Sie war auch für das Ö1-Journal nicht erreichbar. Und die Ärztekammer? Für die Schließung einer Ordination ist die Magistratsabteilung 40 der Stadt Wien zuständig, sagt Thomas Holzgruber von der Ärztekammer Wien.

Ein Argument, das die Patientenanwältin nicht gelten lässt. Die MA 40 tue ihr Möglichstes. "Sie ist zuständig für die sanitäre Aufsicht, d.h. sie bearbeitet Hygiene-Mängel, die es in dieser Ordination auch gab. Aber sie ist nicht für die Behandlungsqualität zuständig."

"Dunkelziffer weit höher"

Laut Ärztekammer gebe es schon ein Verfahren, in dem es um ein Berufsverbot geht. Der Patientenanwältin Sigrid Pilz geht das alles viel zu langsam. Sie will Gesundheitsminister Alois Stöger (SPÖ) bitten, der Ärztekammer die Aufgabe der Qualitätssicherung zu entziehen und diese einer unabhängigen Behörde zu übertragen.

Sieben Frauen haben sich bisher bei der Patientenanwaltschaft gemeldet. Sigrid Pilz schätzt die Dunkelziffer weit höher. Und auch aus Ärztekreisen ist zu hören: Hoffentlich reagiert bald jemand, bevor eine Frau stirbt.