Costa-Concordia: Verteidigung will Vergleich

Für 32 Tote hat das Schiffsunglück der Costa Concordia vor der Insel Gigio gefordert. Ob Schiffskapitän Francesco Schettino dafür rechtlich zur Verantwortung gezogen werden kann und ob er sich darüber hinaus weiterer Vergehen schuldig gemacht hat, das klärt ab heute der Prozess in Grosseto. Wegen des erwarteten großen Interesses wurde das Gericht ins Theater der kleinen Stadt verlegt.

Mittagsjournal, 17.7.2013

Verteidigung will Vergleich

Beim Prozess um die Havarie des Kreuzfahrtschiffs "Costa Concordia" vor der toskanischen Insel Giglio haben die Verteidiger des angeklagten Kapitäns am Mittwoch in Grosseto einen Vergleich vorgeschlagen. Sie wollen eine Haftstrafe von dreieinhalb Jahren für Francesco Schettino, wie Anwalt Donato Laino nach Angaben italienischer Medien sagte. Schettino muss sich wegen mehrfacher fahrlässiger Tötung, Verursachung von Umweltschäden und Verlassens eines Schiffes in Seenot verantworten. Ihm drohen bis zu 20 Jahre Haft.

Offiziell hatte der Prozess bereits vor einer Woche begonnen, er wurde allerdings wegen eines landesweiten Anwaltsstreiks nach nur wenigen Minuten vertagt. Der Prozess wird am Donnerstag und Freitag fortgesetzt, verhandelt wird jeweils von 10.00 bis 18.00 Uhr.

Schon bei der Voranhörung im Mai hatten Schettinos Anwälte einen Vergleich beantragt, der jedoch vom Untersuchungsrichter abgelehnt worden war. Gewährt wurde der Vergleich jedoch weiteren fünf Angeklagten, darunter dem Steuermann der "Costa Concordia".

Wichtige Zeugin

Zur Verhandlung am Mittwoch erschien auch die 26-jährige Moldawierin Domnica Tschemortan. Sie soll sich zum Zeitpunkt des Unglücks mit Schettino auf der Kommandobrücke des Schiffes aufgehalten haben. Die Frau, die eine Beziehung zum Kapitän zugegeben hatte, gilt als wichtige Zeugin. Sie sei Schettinos Gast an Bord gewesen, berichtete die Frau.

Die "Costa Concordia" hatte am Abend des 13. Jänner 2012 bei einem riskanten Manöver einen Felsen gerammt und war nur wenige Meter vor Giglio leck geschlagen. Schettino verließ das Schiff und kehrte trotz mehrfacher Aufforderung der Hafenbehörde nicht an Bord zurück, während die meisten Passagiere noch versuchten, sich in Sicherheit zu bringen.

Die "Costa Concordia" kenterte und liegt bis heute vor der Küste Giglios auf der Seite. Bemühungen zur Bergung des Schiffes dauern an. Bei dem Unglück kamen 32 Menschen ums Leben. An Bord befanden sich 77 Österreicher, die sich alle retten konnten. Beim Verfahren gegen Schettino sind mehr als 400 Zeugen geladen, es gibt 250 Nebenkläger. Ein Urteil wird erst in einigen Monaten erwartet.